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innen, zwei Nihten und zwei niht verwandten Arbeitern streute er 1922 Stryhnin
ins Essen und brahte so seine ganze Sippshat um. 20 Jahre saß er hier. Mit bis zu
600 anderen Hätlingen, in Zellen jeweils 1,93 auf 1,93 Meter. Der Gefängnisdirektor
hate hier mehr zu sagen, hate mehr Männer unter Wafen, gab die pompöseren Em-
pfänge als der jeweilige Gouverneur. Wahpersonal, Handwerker, Hafenverwaltung:
Das waren die Berufe, um die herum sih Ushuaia einst organisierte, das waren die
Pioniere. Aus Familien wie der von Victória Padín, geboren 1943 als Tohter eines
Basken. Der war 1919 hierhergekommen, weil er gehört hate von der gut bezahlten
Arbeit als Gefängniswärter - und holte bald Frau und Kinder nah. Padín ist eine
Frau, der das Lahen und das Leben viele Falten ins Gesiht gegraben haben. Sie
erzählt von den alten Zeiten, wie alte Menshen eben erzählen: shmunzelnd über
alte Anekdoten, kopfshütelnd über die Jugend von heute - und stolz darauf, dass
sie sih nie hat unterkriegen lassen. Niht vom Shnee, niht von der Dunkelheit,
niht von der Einsamkeit. Alle sehs Monate, erinnert sie sih, kam damals ein Shif
vorbei. Wenn die Eltern Kleidung aus dem Katalog bestellten, mussten sie vorsorglih
immer eine, zwei Nummern größer angeben - bis zur Lieferung waren die Kinder
ja wieder gewahsen. Strom hate damals nur das Gefängnis, »aber wir hatten einen
guten Draht zum Pfarrer, der gab uns immer Kerzenreste, so hatten wir wenigstens
Liht«. Erinnerungen aus dem 20 . Jahrhundert - sie klingen wie aus dem 19 .
Importiert die Waren und auh die Menshen. So war das immer in Ushuaia. Als
»Einheimisher« gilt hier shon, wer seit zehn Jahren da ist. Die Stadt ist, sagen
sie, eine große ensalada rusa, ein Mishmash: Erst kamen die Engländer, zur Mis-
sionierung. Dann kamen die Chilenen, zum Shafesheren. Dann die Jugoslawen,
zur Holzverarbeitung. Dann die Italiener, mitsamt komplet verpakter Chemiefab-
rik. Und jetzt kommen sie vor allem aus Bolivien - die bauen die Hotels. Jorge Mejía,
zum Beispiel, aus der bolivianishen Tiefebene. Er arbeitet für eine Bauirma, fährt
Taxi und maht auh sonst alles, was gerade so anfällt. »Wir arbeiten hier noh
rihtig. Die Argentinier, die shafen ja niht mehr als aht Stunden. Dann müssen
sie wieder shlafen und essen.« Was den USA ihr Wilder Westen war, ist Argen-
tinien Ushuaia. Ein Ort, an dem sih jeder seines Glükes Shmied glaubt. Wo hart
gearbeitet wird und hart getrunken. Ein Amerika in Amerika.
Es weht eine Goldgräberstimmung durh Ushuaia, ein neuer Pioniergeist. Die
Touristen bringen Geld in die Stadt, zehn bis zwölf neue Hotels werden eigentlih
immer gleihzeitig gebaut. Shaft es die Stadtverwaltung mal, einen Bebauungsplan
aufzustellen, ist er nah zwei, drei Jahren reif fürs Altpapier. Denn Ushuaia explod-
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