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Die Heilige der Liebe und der Musik: Gilda, die Sängerin
Sie ist die jüngste im Pantheon der argentinishen Volksheiligen. Die Einzige, die das
Arhaishe des Aberglaubens und der Geisteranbetung mit der modernen Massen-
kultur zusammenbringt. Und sie ist, ohne nun einem Gauhito Gil oder einer Difunta
Correa zu nahe treten zu wollen, die Einzige, deren Existenz ziemlih zweifelsfrei er-
wiesen ist: Miriam Alejandra Bianhi, besser bekannt als Gilda.
Sie ist 1961 in Villa Devoto geboren, dem »Garten der Hauptstadt«, wie der baum-
reihe Stadteil im Westen von Buenos Aires heißt. Sie geht auf eine kirhlihe Shule,
will Lehrerin werden. Als sie 16 ist, stirbt der Vater, sie muss den Haushalt überneh-
men. Sie heiratet, bekommt zwei Kinder, zieht sie liebevoll auf - ihren Traum einer
Karriere als Sängerin behält sie für sih. Sie steht bei Shulweihnahtsfeiern und auf
Kindergeburtstagen auf der Bühne, mehr niht. Bis sie eines Tages eine Annonce in
der Zeitung liest: Sänger gesuht.
Der Komponist und Pianist Tito Giménez bringt sie groß raus. Sie verlässt ihren
Mann und teilt fortan mit Tito Bet und Bühne. Ihr Charme und ihre Stimme erobern
die Bühnen, sie ist fortan »Gilda« - nah jener männermordenden Figur, die einst
Liebesgöttin Rita Hayworth im gleihnamigen Film spielte.
Sie gibt sih als heilige Hure, als verführerisher Engel. Die Obershiht shaut
auf sie herab, so wie sie auf die kolumbianishe Cumbia herabshaut, so wie man in
Deutshland auf den »Friseusen-Tehno« herabshaut. Und die großen Platenirmen
shauen lange auf sie herab. Aber die Massen verehren sie als die hica de barrio,
das Mädhen von nebenan. Gilda wird der erste weiblihe Popstar in Argentinien. Sie
singt Liebeslieder, eines nah dem anderen marshiert an die Spitze der Hitlisten, sie
gewinnt Gold, Platin und Doppelplatin für ihre Platen.
Und sie hat, erzählt man sih, übernatürlihe Kräte: Jeder, der sie umarmt, wird
gesund; jedes Baby, das sie küsst, bleibt frei von Unglük. Sie bleibt auf Augenhöhe
mit dem Volk, die Heilige von Villa Devoto.
Auf ihrer Tour 1996 , im Bus mit ihren Bandkollegen, geshieht jener Unfall, bei
dem sie ums Leben kommt: Auf Kilometer 129 der »Todesstraße« Nummer 12 , die
den argentinishen Nordosten mit Paraguay und Brasilien verbindet, prallt ein -
brasilianisher!! - Lastwagen mit dem Tourbus zusammen. Gilda und sehs weitere
Passagiere sterben.
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