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Stadt, um die Bahnstation Constitución herum, im weihen Bauh der Stadt, wo sie
niht mehr ganz so weiß ist, niht mehr ganz so piekfein wie im Barrio Norte. In
diesen santerías gibt es für jede Lebenssituation einen Talisman, einen kleinen Hei-
ligen vom Dienst, den man sih an die Halskete hängt, in den Geldbeutel legt oder
dem Liebsten im Kofer mitgibt. Kleine Zetel geben an, welher Heilige wofür gut ist:
Der eine öfnet Türen, ist gut für das Paarglük, die gute Rükkehr, die Harmonie,
den Frieden und die Treue; ein anderer hilt gegen Neid und böse Wünshe; es gibt
einen, der Flühe in gute Wünshe umwandelt; einen, der Glük beim Würfeln, öko-
nomishes Gleihgewiht und neue Kunden verspriht; einen, der gegen Augen- und
sonstige Sinnesleiden hilt; und es gibt einen, der gegen rehtlihe Probleme shützt.
Die Verkäufer in den santerías kennen sih aus mit ihren Heiligen, sie stehen auf
Wunsh mit Rat beiseite - doh die meisten Kunden wissen shon, was sie suhen
und brauhen. Für sih, für den Partner, für die Oma.
Es gibt in den santerías auh Büher über weiße Magie - und auf speziellen Wun-
sh, als Bükware, auh solhe über shwarze Magie. Man kann Büher kaufen, die
die Grundzüge der Hexerei erklären und in denen gelehrt wird, wie man die eigene
Zwillingsseele indet. Es gibt gelbe Kerzen, die den Alkoholismus kurieren; weiße, die
einen vermaledeiten Ort zu reinigen vermögen; und die shwarzen helfen gegen ver-
stekte Feinde. Man überlegt, ob man vorsihtshalber - die nähste Steuerprüfung
kommt bestimmt - welhe einpakt, lässt es dann aber doh bleiben.
Im Zentrum der santerías stehen jedoh die Heiligen. Mit dem Kanon der Heiligen
Katholishen Kirhe haben die meisten dieser santos nihts zu tun. Die Figuren erin-
nern eher an Superhelden, wie man sie Kindern shenkt: grell, überzeihnet, kitshig.
Die Männer mit riesigen Muskeln, wie Krieger aus Comicilmen oder Computer-
spielen. Dracula oder Frankenstein wirken harmlos gegen diese Titanen. Äußerst
liebreizend hingegen die Frauen, hübsher als jede Barbie, nur mit santeren Kurven.
Der Olymp dieser argentinishen Volksheiligen ist bunt: marienähnlihe Figuren
wie die Difunta Correa, heilige Banditen wie der Gauho Lega oder Gauhito Gil,
Wunderheiler wie der Panho Sierra oder harismatishe Stars der Populärmusik wie
die Gilda.
Und woher kommen diese informellen Heiligen? Die Soziologen sagen, sie seien
vor allem ein Produkt der jüngsten wirtshatlihen Krisen, von den Privatisierungen
in den 1990 er-Jahren bis hin zum Staatsbankrot 2001 und seinen Folgen. Wenn
shon die Lebenswirklihkeit niht viel Grund zu Hofnung gibt, dann muss man sih
eben mit übernatürlihen uellen des Heils begnügen. In einem Land, das Bankrot
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