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und Shreken zu verbreiten und so den Widerstand der Diktaturgegner zu brehen.
Wenn die Familie auf dem Kommissariat nahfragte, hieß es nur: »Ah, der Jorge
wird wohl ein paar Tage an den Strand gefahren sein« oder so ähnlih. Anzeigen
wurden weder entgegengenommen noh verfolgt.
Einmal in der ESMA angekommen, waren die Menshen keine Menshen mehr,
sondern nur noh Nummern.
Julieta führt uns in den Keller. Hier wurden aus Menshen Aktenzeihen, hier wur-
den die Gefangenen klassiiziert und nummeriert. Hier waren die Folterkammern.
Und hier wurden Pässe gefälsht, Fahrzeugbriefe, Grundbuheintragungen und Ge-
burtsurkunden frisiert. Die Hätlinge mussten helfen, ihre eigene Identität zu ver-
shleiern, ihre eigenen Autos an irgendwelhe Armeeangehörige zu übertragen. Dazu
kam die geistige Sklavenarbeit: Sie, die meisten von ihnen unter 35 Jahren, viele
frish von oder noh an der Universität, mussten ihren Shergen die Examensarbeiten
shreiben, damit ihre Folterer von Unteroizieren zu Oizieren befördert wurden.
Das Auge suht nah Blutleken an den Wänden, nah irgendwelhen Hinweisen
auf die Shmerzensshreie der Gepeinigten. Aber da gibt es niht viel, die Marine hat
sauber gearbeitet und keine Spuren hinterlassen.
Im September 1979 hate die interamerikanishe Menshenrehtskommission die
ESMA besuht, um den Vorwürfen von Misshandlungen und Folter nahzugehen.
Die katholishe Kirhe, erzählt Julieta mit tonloser Stimme, besitzt eine Insel, El Si-
lencio, »Das Shweigen«, im Flussdelta des Tigre, niht weit von hier. Den »Arbeits-
gruppen« wird die Insel zur Verfügung gestellt, hier können sie während des Be-
suhes der Kommission in Ruhe weiterfoltern. In der ESMA selbst hat man da
längst ein paar Treppen abgeshniten, ein paar Aufgänge zugemauert, ein paar
Deken eingezogen - sodass die Ortsangaben der Hätlinge über den Ort ihrer Peini-
gung unglaubwürdig wirken.
Alles ist wohlorganisiert, shließlih ist die Marine die Elite unter den Wafengat-
tungen. Zweiter und driter Stok: die Shlaf- und Aufenthaltsräume der Henker
und ihrer Helfer. Julieta zeigt auf die Kanten der Treppenstufen, abgewetzt und
abgebrökelt. Das waren die Fußketen der Gefangenen. Sie wurden in den dritten
Stok geshleit.
Hier unter dem Dah, befand sih die »Kapuze«. So taute man den Raum, weil
ihn die Hätlinge nur mit Kapuze betreten durten. Wer gefoltert worden war, den
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