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doneon zum Patrimonio Cultural de la Nación erklären soll, zum nationalen Kul-
turgut: ein nationales Register, das alle Instrumente aulistet. Vorrang für staatlihe
Käufer, wenn ein besonders gut erhaltenes Bandoneon auf dem Markt ist. Aus-
fuhrzölle. Solhe Sahen will er mit seinen gesammelten Untershriten erreihen.
Und überhaupt: Es müsse doh eigentlih in jeder verdammten Shule des Landes
eine Vitrine stehen, in der ein altes, funktionierendes Bandoneon liegt, an dem
die Shüler jeden Morgen vorbeiparadieren und auf dem dann die Nationalhymne
gespielt werde, indet Fisher. Aber das mit den Vitrinen ist ein Traum. Und das Ge-
setz irgendwie auh, es hängt im Parlament, seit Jahren shon. Selbst wenn es einmal
beshlossen sein sollte, wer es dann wie in die Wirklihkeit umsetzen könnte und wie
das Bandoneon so vor dem Aussterben zu reten wäre - das weiß keiner. Aber Fis-
her ist siher: »Wenn das Bandoneon stirbt, stirbt auh der Tango. Denn nur mit
uerlöte und Gitarre - ih weiß niht.«
In unregelmäßigen, aber niht allzu großen Abständen feiern die Medien das »er-
ste argentinishe Bandoneon«. Dann hat wieder irgendeiner ein altes Instrument
vom Speiher ausgegraben, hat drei Tasten ersetzt, den Korpus neu lakiert und
präsentiert es als »das erste Bandoneon aus argentinisher Fertigung«. Es werden
Leserbriefe geshrieben und veröfentliht, die vor Nationalstolz triefen. Und ir-
gendein Minister, der das Ganze zu einem Paradigmenwehsel für die argentinishe
Kultur erklärt, indet sih dann auh meistens. Dann gibt es ein evento, eine Vor-
stellung des Bandoneons im nationalen Tangomuseum oder Ähnlihes. Man erinnert
dort an die guten alten Zeiten mit den Bandoneon-Legenden Leopoldo (Federico) oder
Anibal (Troilo) oder Ernesto (Bafa). Es wird ein bisshen Tango gespielt, dem helden-
haten Bandoneon-Shafer hält der Minister, oder wer sih eben gerade indet, eine
Rede - und drei Monate später ist dann in einer kleinen Zeitungsnotiz zu lesen, dass
die Produktion des ersten nationalen Bandoneons nun doh niht in Serie gehen kon-
nte. Oscar Fisher hat genügend solher Geshihten gehört, deshalb nimmt er sie
shon gar niht mehr ernst. »Wir Argentinier sind nur gut darin, Mythen zu erind-
en«, sagt er, »die rihtigen Sahen erinden doh immer die anderen.« Da entwerfe
man irgendwas, fordere Holz von einem Zulieferer - »und dann hoken die Jungs
den ganzen Tag in der Werkstat und trinken Mate und vermessen sih laufend um
ganze Zentimeter - so kommt unser Land nie vom Flek«. Es wird shnell grundsätz-
lih, wenn Oscar Fisher über das Bandoneon und den Tango redet.
Aber eines wolle er einem doh noh zeigen, bevor man geht. Er habe da ein Pro-
jekt. Er sei es nämlih leid, den Wahhund gegenüber den Europäern und Japanern
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