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Ein getanzter, trauriger Gedanke
Es ist eine dreifahe Traurigkeit, die im argentinishen Tango liegt:
Da ist die Trauer um die verlossene Liebe oder um die Liebe, aus der eigentlih et-
was häte werden können, sollen, müssen, der aber irgendwie das Leben in die uere
kam.
Da ist die Sehnsuht nah der europäishen Heimat, nah der Familie in Italien
oder in Spanien oder in England, die man zurükgelassen hat im Taush gegen eine
amerikanishe Zukunt.
Und da ist die Traurigkeit darüber, dass die Zukunt es niht leiht hat in Argen-
tinien. In einem Land, das seine besten Zeiten eigentlih immer hinter sih und nie
vor sih hat.
Von dieser Melanholie lebt der Tango, nährt sih der Tango. Man spürt sie bei einer
Tangonaht. Sie hält den größten aller Männer des Tango am Leben, Carlos Gardel,
auh Jahrzehnte nah seinem Tod. Und selbst ein Mann wie Oscar Fisher lebt in der
Sehnsuht nah aquellos años, nah »jenen Jahren« - wann auh immer und wie auh
immer die in Wirklihkeit gewesen sein mögen.
Der Gralshüter des Tango: Ein Besuch bei Bandoneon-Doktor
Oscar Fischer
Ein kleines Häushen mit Rosentapete an den Wänden und Shraubzwingen aller
Größen, Lakdosen, abgestoßenen Kofern, Stetoskopen und Shiebelehren auf den Tis-
hen in der Calle Defensa 1137 : Hier geht es um die Zukunt, ah was - um das
Überleben des Tangos. Oscar Fisher würde das so direkt niht formulieren, aber doh
so ähnlih. Er hat hier, miten in San Telmo im Süden von Buenos Aires, sein Casa
del Bandeón eingerihtet. Hier ringt der Mitvierziger, grauer Pferdeshwanz, weißer
Bart, deutshe Vorfahren, argentinishe Unbesheidenheit, den Kampf um die Zukunt
des Tango. Man könnte auh banaler sagen: Oscar Fisher repariert Bandoneons. Aber
das wäre der Größe der Sahe niht angemessen, um die es hier geht.
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