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ihm eine eigene Fernsehsendung, La nohe del diez, »Die Naht der Zehn«, eine
Sendung, in der es eigentlih nur um eine Person geht: Diego selbst. Diego interviewt
Pelé, Diego interviewt Robbie Williams, Diego interviewt Fidel Castro - und, der
Höhepunkt, Diego interviewt Diego. Eine Sendung, wie man sie auf einem Zwang-
skanal in Nordkorea vermuten würde, zu Ehren des lieben Führers, oder in Turk-
menistan. In Argentinien shauen sih die Menshen die Sendung freiwillig an, bes-
heren Diego Traumquoten, der Mann im Glitzeranzug wird der höhstbezahlte
Fernsehmann seines Landes. Der Jetset hat ihn wieder, Argentinien hat ihn wieder.
Und die Nationalmannshat hat ihn wieder: 2008 wird Diego Maradona National-
trainer. Die paar Entsetzten, die meinen, der Mann habe a) keine Ahnung davon,
wie man eine Mannshat führt und b) niht mal genügend Selbstdisziplin, um mor-
gens allein vom Bet zum Zahnputzbeher zu gelangen, werden übertönt von einer
Welle nationaler Diego-Seligkeit. Die auh durh das shmählihe Aussheiden ge-
gen Deutshland bei der WM 2010 und Diegos Raustrit oder Rükwurf - wie man's
nimmt - niht wirklih geshmälert wird.
Inzwishen gibt es auh eine Maradona-Kirhe. Mit einem eigenen Gebet - dem
»Diego unser«. Mit eigenen Feiertagen - Ostern am Jahrestag der zwei WM -Tore
gegen England, Weihnahten am Tag der Geburt des Heilands, also dem 30 . Oktober.
Mit eigener Liturgie und angeblih mit Hundertausenden von Gläubigen in aller
Welt. Ob sie nun tatsählih ein Massenphänomen ist, wie das ihre Anhänger be-
haupten, oder eine von den Medien hohgehypte Kuriosität, ist eigentlih egal. Die
Iglesia Maradoniana ist ein Beleg mehr dafür, wie sehr Argentinien jenem Mann, der
früher die Nummer 10 auf dem Rüken trug, zu Füßen liegt.
»Wir sind sühtig danah, über Maradona zu diskutieren«, sagt ein Sportpsyho-
loge. »Er ist unsere Droge. Niht er ist krank, wir sind es.« Einer, der von ganz un-
ten nah ganz oben kam - wie Evita. Ein Mann, dessen Talent unermesslih war -
so wie Argentinien, das mit seinen Bodenshätzen und seinen Möglihkeiten einst
eines der reihsten Länder der Welt war. Ein Mann, der für dieses Talent in der
ganzen Welt geahtet war - so wie sein Land nah Ansehen in Europa und in den
USA giert, niht dazugehören will zum restlihen südamerikanishen Pak, etwas
Besseres sein will. Und ein Mann, der regelmäßig abstürzt in Exzesse und Eskapaden
und dann wieder aufersteht - so wie sein Land ewig pendelt zwishen Diktaturen,
Wirtshatskrisen und sonstiger Dritwelt-Depression und Wiederankommen in der
Ersten Welt. Ein Mann, der sih durhshlawinert, der den Engländern den Ball mit
der Hand ins Tor mogelt und dann von der »Hand Gotes« faselt - so wie sih die
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