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Die wichtigste Hauptsache der Welt: Argentinien
und der Fußball
Sie kauen ihn, sie atmen ihn, sie leben ihn - aber spielen? Nein, dafür ist den Argen-
tiniern der Fußball eigentlih zu ernst.
Es gibt diese Szene, sie kommt in ein paar Filmen vor, sie steht in Bühern, und
Augenzeugen beider Seiten bezeugen ihre Wahrhatigkeit: 25 . Juni 1978 , die Mil-
itärdiktatur ist auf dem Höhepunkt ihrer Maht, ihre Shergen halten Zigtausende
in Geheimgefängnissen und Folterlagern gefangen. Doh heute, an diesem 25 . Juni,
gibt es etwas Wihtigeres, etwas Größeres: das Finale der elten Fußballweltmeister-
shat. Gespielt wird im Monumental in Buenos Aires, Argentinien gegen Holland,
nah 90 Minuten steht es 1 : 1 . In der 105 . Minute shießt Mario Kempes das 2 : 1 und
Bertoni in der 116 . das 3 : 1 . Ein Siegesshrei gellt durh das Stadion, durh die Stadt
und durh das Land. Auh in den Folterlagern sitzen sie vor den Fernsehern, die Op-
fer und die Täter; die Studenten, die Linken und die Juden - und die Polizisten, Mil-
itärs und Geheimdienstler. Und sie fallen sih in die Arme, die mit den langen Haaren
und den Zotelbärten und die mit den shneidigen Uniformen und den Shnauzbärten.
»Argentina, Argentina!«, brüllen sie, denn ihr Land ist gerade Weltmeister geworden;
jenes Land, im Namen dessen die einen die anderen jagen, foltern, morden. Aber jetzt,
für einen kurzen Moment des Glüks, sind sie einig, wie sie einiger niht sein könnten.
Denn in ihrer aller Namen hat Mario Kempes die Holländer niedergekämpt und dem
Land die Trophäe ershossen. »Argentina, Argentina!«
Die wihtigste Hauptsahe der Welt: Das ist für die Argentinier der Fußball. Das
Land und seine Leute sind besessen vom Elf gegen Elf. Besessen vom Spiel und von
denen, die es ausüben. Keiner indet shönere, poetishere Worte für diese Liebe zum
Ball als Víctor Hugo Morales. Nirgends ist der Fußball so shrill, so bunt, so pathet-
ish wie beim superclásico. Und keinen Fußballer liebt Argentinien so sehr - und in
keinem indet sih Argentinien so wieder, in all seiner Tragik und all seinen Möglih-
keiten, wie in dem kleinen diken Lokenkopf Diego Armando Maradona.
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