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Doktrin« in Bühern veröfentlihen ließ, waren zumeist Reden, die einander häuig
widersprachen. Der Peronismus ist also keine einheitlihe politishe Philosophie.
Shon eher ist der Peronismus eine Glaubensfrage. Ein Bekenntnis, das man
annehmen oder verteufelnd ablehnen kann. Und er ist vor allem eine politishe
Allzwekwafe, mit der sih politishe Gegner in Argentinien, je nah Bedarf, als
anti-peronistish oder eben als peronistish abkanzeln lassen.
Wer aus Bayern kommt, könnte den Peronismus als einen Franz-Josef-Strauß-
esken Politikansatz verstehen, der Franz Josef Strauß um Jahrzehnte zu überdauern
vermag. Also CSU plus SPD plus Arbeitgeberverbände plus Gewerkshaten, und
das auf Ewigkeit - das wäre in etwa der Peronismus.
Ein bisshen fashistish, ein bisshen links und nationalpopulistish zugleih.
Unter Peróns Führung wird die Gewerkshatsbewegung aufgewertet und
gleihzeitig gebrohen, indem die Arbeiter mehr Rehte bekommen und ein paar
Hundert Gewerkshatsbosse staatlih alimentierte Posten. Die Opposition lässt Per-
ón verfolgen, die Presse knebeln, die Justiz an die Leine legen. Die Eisenbahnen lässt
er genauso verstaatlihen wie die Telefongesellshat und andere Unternehmen. Der
Staat bestimmt die Preise, der Staat bestimmt die Löhne, der Staat bestimmt über
Ausfuhrsteuern, was exportiert werden darf und was im Lande zu bleiben hat. Auh
wenn der Peronismus keinem Rassenwahn verfällt wie der Nationalsozialismus, auh
wenn er bei Weitem niht das Ausmaß an Grausamkeit und Gewalt gegenüber sein-
en Gegnern zeigt wie der Fashismus eines Mussolini oder eines Hitler oder die
Diktaturen im eigenen Land: Er ist ein Fashismus light.
Und das ist im Prinzip bis heute so:
Wer gegen Perón ist und/oder gegen die Peronisten, ist gegen das Volk und gegen
das Vaterland. Deshalb ist der Peronismus auh keine Partei, er ist mehr, größer als
eine Partei. Denn das würde ja voraussetzen, dass andere Parteien auh ihren Platz
hätten in der Politik. Für den Peronisten sind Wahlen ein möglihes Instrument, um
an die Maht zu kommen - aber es gibt eben auh andere.
Ein Stil statt einer Doktrin
Es gibt allerdings ein eisernes Gesetz in der argentinishen Politik: Wahlen gewinnen
immer die Peronisten. Dass Raúl Alfonsín als Kandidat der sozialdemokratishen
UCR 1983 zum Präsidenten gewählt wurde, ist die eine Ausnahme, die die Regel be-
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