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die »Kornkammer der Welt« war und einer der größten Fleishproduzenten der Erde,
nur jeder drite junge Mann tauglih zum Militärdienst war - und der Rest aus
Unterernährung zu klein und zu shwählih und zu ungesund? Und woran liegt es,
dass das Land jedes Mal, wenn es so halbwegs auf die Beine gekommen ist, wieder
versinkt im Chaos aus Inlation, Stagnation oder auh mal einer Militärdiktatur?
Wer eine shlüssige Antwort auf die Gründe der argentinishen Malaise weiß, der
ist unmitelbar reif für den Wirtshatsnobelpreis - und den für Frieden gleih dazu.
Die Argentinier jedenfalls, deren Familien spanisher Herkunt sind, sagen: Die
eingewanderten Italiener sind shuld. Die Shlauen und die Cleveren seien in die
USA eingewandert, nur das Lumpenproletariat habe es nah Argentinien vershla-
gen.
Ganz falsh, an den Spaniern liegt das argentinishe Drama, sagen die, deren
Familien italienisher Herkunt sind: Die Spanier häten doh nie gelernt zu arbeiten,
sondern leben im Kopf immer noh ein koloniales Komfortleben.
Reht haben beide Seiten vielleiht insofern, als dass Argentinien aus seinen vielen
Ethnien und Gruppen doh gar niht so zusammengewahsen ist, wie das auf den
ersten Blik sheinen mag. Während einer Fußball- WM oder zum Nationalfeiertag
versinkt das Land in einem Fahnenmeer, auf das jeder stramme US -Patriot neidish
werden könnte. Aber so wirklih glauben an das Land, dessen blau-weiß-blaue Fahne
man da shwenkt, mag eigentlih niemand. Wenn das »Hört, Ihr Sterblihen!« ir-
gendwo erklingt, dann erheben sih alle - aber keiner singt mit, denn die National-
hymne auswendig zu lernen, die Mühe maht sih niemand.
Stürzt der Peso zu stark ab oder verdihten sih sonst wie die Zeihen für eine
Krise, werden die Shlangen vor den ausländishen Konsulaten gleih wieder länger,
und man kramt seinen italienishen, spanishen oder tshehishen Pass aus der
Shublade. Nur für alle Fälle.
Gemessen am Anteil der Bevölkerung, kamen mehr Immigranten nah Argen-
tinien als in die USA . Aber sie kamen später, und sie konnten weniger. 1914 war
jeder drite Argentinier Analphabet. Und zwishen 1850 und 1930 nahmen nur fünf
Prozent der Einwanderer überhaupt die argentinishe Staatsbürgershat an, Italien
gewann 1934 die Fußball-Weltmeistershat mit drei Argentiniern auf dem Platz.
Die meisten Wirtshatswissenshatler sind sih wenigstens darüber einig, dass
das argentinishe Drama nur sehr unwesentlih mit den eingewanderten Spaniern
oder mit den Italienern, respektive mit deren jeweiligen Mentalitäten zu tun hat.
Uneins sind sie sih allerdings darüber, ob - das sagen die einen - niht letztlih die
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