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trank ihn mitags, man trank ihn abends. Auh die kleinen Kinder bekamen - Cola
war noh niht verbreitet - Wein vorgesetzt, mit viel Wasser zu Shorle aufgespritzt.
Dann kamen die Jahre des pizza y hampagne. Jene Zeit, in der Präsident Carlos
Menem das Land von der Motoryaht und vom Tennisplatz aus regierte und die Mit-
telklasse zum Shopping lieber nah Miami log, als ins Stadtzentrum von Buenos
Aires zu fahren. Da trank man eben - Champagner. Oder zumindest Shaumwein.
Der Fernet Coca ist shon lange vorher entstanden. Fernet Branca ist ein italienis-
her Kräuterlikör, angeblih von einem Mailänder Apotheker erfunden. Die italienis-
hen Einwanderer shleppten ihn ins Land ein. Lange Zeit tranken ihn nur die Opas
als Verdauungsshnäpshen oder verabreihten ihn auf Löfelhen den Enkeln, wenn
die Magendrüken haten. Alles andere also als ein cooles Getränk. In den Sehziger-
und Siebzigerjahren müssen Studenten auf die verhängnisvolle Idee gekommen sein,
mal Opas guten alten Fernet zu testen. Und einige fanden wohl: Wenn man abends
zwishen all den anderen Alkoholika mal einen Fernet shlürt, dann ist der Kater
am nähsten Morgen niht ganz so shlimm. Man kombinierte ihn mit Cola, Fernet
Branca shaltete in den Ahtzigerjahren die ersten Werbespots, um das Getränkedu-
et zu promoten - und so wurde der Fernet Coca zum Nationalgetränk. Es gibt zwar
noh ein gutes Dutzend anderer Marken, die den Kräuterlikör produzieren, aber der
einzig wahre ist der Fernet Branca! Heute verkaut Fernet angeblih über 13 Million-
en Liter jährlih in Argentinien - fünfmal so viel wie zu Beginn der Ahtzigerjahre.
Man trinkt ihn in Bars. Man trinkt ihn daheim. Man trinkt ihn mit Freunden.
Man trinkt ihn allein. Wer aufbriht zu Freunden, shaut noh shnell am Kiosk
vorbei und besorgt sih eine Flashe Cola und eine Flashe Fernet Branca. Der Satz,
mit einem Anlug von Panik in der Stimme gesprohen: »Was ist los, gibt es eht kein-
en Fernet Coca mehr?« ist niht nur argentinishes Alltagsgut. Er hat es auh shon
als Refrain eines Song-Textes auf die Rok-Bühnen der - zumindest südamerikanis-
hen - Welt gebraht. Und Coca Cola hat dank der Paarung mit dem Fernet Pepsi die
Marktführershat in Argentinien abgejagt - denn »Fernet Pepsi« bestellt nun wirk-
lih niemand.
Tja, und wie shmekt Fernet Coca? - Das einzig Nete, das man über das Getränk
sagen kann: Es ist ein ehrlihes Getränk. Es verspriht einem genau das, was es dann
auh einhält: Es ist ziemlih egal, in welhem Verhältnis man Cola und Fernet misht,
das Resultat ist immer braun. Ein Farbton zwishen güllebraun und hustensatbraun.
Und so shmekt das Nationalgetränk der Argentinier auh. Ein bisshen klebrig,
ein bisshen biter, ein bisshen süß. Es gibt Menshen, die behaupten, man gewöhne
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