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Nun ist der Berufsstand des argentinishen Rinderzühters keiner, um dessen
Existenz man sih grundsätzlih Sorgen mahen müsste. Akute Prekariatsgefahr
herrsht hier, zumal im Vergleih mit anderen gesellshatlihen Shihten, wirklih
niht. Wer sih ein Bild davon mahen will, brauht nur auf eine der vielen Estanzias
zu fahren, die mitlerweile für Touristen - zumeist gegen harte Dollars übrigens -
geöfnet sind: Die Bibliothek dort hat gerne mal der Filius von seinem Studi-
enaufenthalt in Cambridge mitgebraht, den Marmor hat man sih von einer
Bildungsreise durh Italien nahshiken lassen.
Und so funktionieren die Preissenkungsmaßnahmen der Regierung dann doh
ebenso gut wie immer: In der Zeitung ersheinen Fotos, wie die Metzger an den
Kreidetafeln ihrer carnicerias die Preise nah unten korrigieren, die Teller sind
wieder voll. Aber mitel- und langfristig, klagen die Farmer, lohnt sih die
Rinderzuht immer weniger, immer mehr von ihnen steigen daher auf den Anbau von
Soja um - der inzwishen mehr als 50 Prozent der landwirtshatlihen Anbaulähe
vershlingt. Wenn es ihnen zu viel wird, blokieren sie mit ihren Lastwagen wieder
mal ein paar wihtige Straßen im Land und boykotieren den Viehmarkt in Liniers
ein paar Tage lang. Dann gibt es einen runden Tish im Casa Rosada, man einigt
sih auf ein paar Maßnahmen - und der Asado für den nähsten Sonntag ist wieder
mal gesihert.
Pro Mann ein Kilo
Bei einem Edel-Asado gibt es ein paar empanadas, Teigtashen, vorneweg - die
haben die Frauen im Steinofen gemaht - und eine provoleta, einen gegrillten
Provolone-Käse. Die Standardliturgie des Asados ist aber die: ein paar horipanes,
also Brote mit in Shmeterlingsform aufgeshnitenen Würsthen; dann die In-
nereien (Kalbsbries, Nieren, Pansen, gerne auh mal Stierhoden); dann die Blutwurst;
und dann das eigentlihe Fleish. Die traditionellen cortes sind das Bauhleish und
die Lende, also die fetreihen Teile. Aber die fashion cortes, die fetärmeren ojo de
bife, bife de lomo und bife de horizo werden immer begehrter.
Der Asador darf niht zu wenig eingekaut haben, der Grillrost muss sih biegen
unter der Last des Fleishes. Etwa ein Kilo Fleish pro Gast, das ist die Faustregel.
Und wenn am Ende etwas übrig bleibt vom Fleish, um so besser. Dann hat man
gleih einen Grund für den nähsten Asado …
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