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Als wir drin waren, stellten wir uns nebeneinander in die beschattete Ecke und begannen zu onanieren.
Wirdachten,wennwirdasBöse,Verbotene,beidezurgleichenZeitmachen,dannistdieSündenichtso
groß, dann wird der Herrgott sie teilen und die halbe Sünde beichten wir am nächsten Tag. Das Bußge-
bet, das uns der Pfarrer auftrug, war abhängig von der Anzahl und von der Größe unserer Sünden. Und
um die Größe unserer Sünden zu bemessen, musste der Pfarrer Gregor Bolognia eben immer alle Bu-
ben und Mädchen im Beichtstuhl ganz genau fragen, mit welchem Gedanken, mit welchem Vorsatz die
Sünde begangen worden war, und sie mussten hierzu gegebenenfalls jedes Detail schildern. Sünden wie
meine Sünde mit Max oder auch die mit der Bieringer-Emma begangenen waren zweifellos sehr groß,
da er immer so genau danach fragte. Max und ich hatten untereinander abgemacht, wiederum die Buße
für unsere geteilte Sünde zu verdoppeln, wie wir das öfters taten, und dann würde die Seele wieder rein
sein.
Während wir nun so nebeneinanderstanden und uns aus Schamgefühl dabei nicht anschauten, verdun-
kelte sich der Raum, ein Schatten fiel über uns und im kleinen Fenster sahen wir das Gesicht der alten
Seilerin. Sie wurde von den Bauern im Dorf etwas verächtlich und schief angesehen, weil sie zu den
Kindern immer gut war und ihnen ab und zu Zuckerl oder Schokolade schenkte. Als wir ihr Gesicht im
Fenster sahen, erschraken wir, versteckten mit beiden Händen rasch unsere erregten Glieder und drück-
ten uns in die hinterste Ecke, damit sie uns nicht erspähen konnte. Ihr großes Kopftuch, das sie wie eine
Kappe hinten am Genick zusammengebunden hatte, ließ ihr Gesicht sofort erkennen, und ich sah ihre
beiden Ohrringe aus dunkelrotem Granatstein, die sie von ihrer Großmutter väterlicherseits geerbt hatte.
Sie blitzten im schwachen Strahl der hereinscheinenden Sonne und waren nicht zu übersehen. Früher
hatte sie die Granate nur zum Kirchweihfest, zu Fronleichnam und zu den anderen hohen Festtagen ge-
tragen,aberjetzt,sohattesieihrerNachbarinanvertraut,tragesiedieschönenOhrringejedenTag,„weil
ich doch nicht mehr so lange leben werde“.
Doch alles Verstecken nützte nichts, sie hatte unser Tun bereits bemerkt, und nun sagte sie mit deutlich
vernehmlicher, wenn auch zugleich unterdrückt leiser Stimme: „Lausbuben, was macht ihr da, der Herr-
gott wird euch bestrafen mit dem Fegefeuer. Morgen geht ihr gleich zum Herrn Pfarrer beichten!“ Sie
schlug noch ein Kreuzzeichen und schon war sie wieder verschwunden. Wir haben uns so geschämt,
dass wir uns schworen, das nie wieder zu machen.
Die alte Seilerin ging unterdessen weiter rund um die Kirche, um das wild zwischen den Steinen wu-
chernde Unkraut zu jäten.
Die Schweinedärme kullerten platschend auf den glitschigen Boden
Zweimal im Monat buk Mutter Brot. Damit die Schamotteziegel sich gut aufheizten, um für die zwei-
stündige Backzeit genügend Wärme abzugeben, befeuerte sie schon um fünf Uhr früh den Backofen in
der kleinen Kammer, wo, auf einem über zwei Holzböcke gebreiteten Eichenbrett, die Bahre mit dem
toten Großvater gestanden hatte. Im großen Holzbottich rührte Mutter den Teig und gab ihn dann in die
zwölf bereitgestellten flachen, runden und schüsselähnlichen Formen, die aus Stroh gebunden waren.
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