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seroberfläche hinaus, so dass sie drei-, vier- oder gar fünfmal und mehr hüpfend auf dem Wasserspiegel
aufplatschten, wobei sich im Wasser wunderschöne Ringe bildeten. Wir nannten dieses Spiel Platteln.
Wer die meisten Wasserhüpfer und die weitesten Ringe erzielte, war Sieger.
OfthabenwirdiesesSpielaufeinemkleinenSeegeübt,dennaufdemfließendenWasserdesFlüsschens
war es sehr viel schwieriger, und es bedurfte einer hohen Kunst, auf der Wasserbewegung jene schönen
Wellenringe zu erzielen, wie sie nach einem Wurf am ruhigen See langsam von innen nach außen
trieben und dann kurzzeitig in dieser Kreisform verharrten, ehe sie sich wieder in die Spiegelglätte der
Wasseroberfläche auflösten.
Dann jätete sie das wild wuchernde Unkraut
Der einen Kilometer lange Schulweg machte nach dem Marterl - der kleinen, gerade mal von einer Per-
son begehbaren Wegkapelle mit dem Marienbildstock, der Pietà, darin - eine Biegung nach links und
führte über die Schmidabrücke nach Gettsdorf, wo sich die Volksschule befand.
Der schwarzgebeizte Bretterboden unseres Klassenzimmers roch immer stark nach dem Öl, mit dem
er zweimal im Jahr eingerieben wurde. Der kleine gusseiserne Kohlenofen musste im Winter von den
am nächsten wohnenden Schülern abwechselnd beheizt werden. Anfangs war es schneidend kalt und
am Schluss des Unterrichts brütend heiß. Im Sommer standen die Fenster offen und ich konnte von
meinem Platz die vorbeifahrenden Heuwagen mit den darauf sitzenden Mädchen und Burschen sehen.
Mein Freund Max Meidler, dem, dreimal „Gelobt sei Jesus Christus“ murmelnd, der Pater Gregor Bo-
lognia mit dem Lineal auf die Finger geschlagen hatte, als er im Kommunionsunterricht die Biblische
Geschichte zu Hause vergessen hatte, saß neben mir und schrieb regelmäßig von mir ab.
Sein drei Jahre älterer Bruder Hannes hatte sich nicht lange zuvor umgebracht. Bei ihnen zu Hause in
Minichhofen hat er sich am Dachboden aufgehängt. Den Strick, mit dem sein Vater beim Schlachten
immer die Schweine festband, hat er genommen und am obersten Querbalken des Dachstuhls festge-
zurrt, darunter hat er den Kübel gestellt, mit dem er vorher noch den Schweinen Futter gebracht hatte,
ist draufgestiegen, hat sich die mit Schweineblut besudelte Schlinge um den Hals gelegt und dann den
Kübel mit den Füßen weggestoßen. Beinahe wäre ihm sein Vorhaben nicht geglückt, denn er hatte den
Blechkübel mit der Öffnung, dem größeren Durchmesser, nach unten gestellt, und nun rutschte der sta-
bil stehende Kübel durch den Tritt nur weg, fiel jedoch nicht um. Letztlich aber rutschte er doch weit
genug weg. Das ließ sich hinterher alles am darunterliegenden Stroh feststellen, das weggeschoben war.
Abschiedsbrief hat er keinen geschrieben. Als man ihn fand, war es schon nachts halb zwölf.
Seine Eltern und sein kleinerer Bruder, mein Freund Max, hatten gedacht, er sei im Wirtshaus. Als Max
nachschauen gegangenwar,seinenBruderdortabernichthattefindenkönnen,begannenallezusuchen,
bis sie ihn endlich auf dem Dachboden entdeckten. Das im Übrigen auch nur, weil die Mutter zudem
ihren Blechkübel suchte und nicht fand. Im Gesicht, so hat mir der Max am nächsten Tag erzählt, war
er schon ganz blau. Auch um den Hals hatte er rot-blaue Striemen. Die Zunge hing ein Stück aus dem
Mund und Speichel klebte an seinem grauen Hemd. Die Hose war zwischen den Beinen ganz nass, hat
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