Travel Reference
In-Depth Information
Kopf drückte, um ihre Form in schönem Rund zu halten. Dabei warf sie den Kopf ruckartig und fort-
während von links nach rechts und wieder zurück.
BeiderMirkan-Urslzeigte siesichalsErstes,umdieletzten Neuigkeiten überderenverheirateten Lieb-
haberzuerfahren -derdannspätermitdemMopedvomaltenMirkananderKreuzungbeimFriedhofin
Gettsdorf,woessehroftUnfällegab,soschwerverunglückte,dassseinSchädelbiszurUnkenntlichkeit
zertrümmert wurde. Die betrogene Ehefrau des Liebhabers der Ursl war, bis sie dann mit ihrem Sohn
drei Ortschaften weiterzog, die Nachbarin der Klothilde. Auch hatte Klothilde ja dasselbe Schicksal er-
lebtwiediebetrogeneEhefrau;auchihrMannhatteeineandere,eineJüngeregenommen,auchwennsie
von ihm nicht mit der Bratpfanne beworfen worden war. Der Mirkan-Ursl jedoch, mit der sich die von
ihrem Mann verlassene Klothilde so ausgiebig über die letzten Neuigkeiten unterhielt, war gegenüber
der betrogenen Ehefrau der Vorzug gegeben worden.
Nach dem langen Tratsch mit der Ursl war es sehr spät geworden und Klothilde musste schnell nach
Hause, um für die Kinder das Nachtmahl zu bereiten. Die Erdäpfel mussten geschält werden. Gekocht
und ausgekühlt waren sie schon. Kalte Kartoffeln zu schälen ist für Kinder eine unangenehme Arbeit.
Klothilde schrie Franz, Hans und Lilly immer an, weil sie zu langsam schälten. Franz, der Jüngste, kam
zu spät, da er noch mit mir gespielt hatte, das war für seine Mutter Grund genug, ihre Wut an ihm aus-
zulassen und ihm mit erhobener Hand Schläge anzudrohen. Wenn er wieder einmal unter der Wut, dem
Gebrüll und den Drohungen seiner Mutter hatte leiden müssen, trafen wir Freunde uns hinterher heim-
lich und berieten uns, was wir tun könnten - er gegen seine Mutter und ich gegen meinen Stiefvater -,
um ungeschoren davonzukommen.
WennsieihreWutausließ,schriesie,ihrGesichtliefrotanunddurchdiefehlendenZähneimUnterkie-
fer waren erneut jene zischenden Pfeiftöne zu hören. Warum sie die Kinder wieder und wieder anschrie
undihnenSchuldauflud,wusstesiewohlselbstnichtgenau.DochnachjedemTratschmitderUrslkam
ihr das eigene schlimme Schicksal wieder in den Sinn, und das beleidigte, kränkte und ärgerte sie unge-
mein.
Mitten im Raum der offene Sarg des Bürgermeisters Eisenberger
Die Totenglocke hat um sieben Uhr früh geläutet. Die kleine Kammer rechts gleich nach dem Hausein-
gangistdieTotenkammer.MittenimRaumstehtderoffeneSargdesBürgermeistersEisenberger.Nach-
dem er jahrelang an Herzschwäche gelitten hat, ist er mit sechzig Jahren verstorben. Schon die letzten
Jahre über hatte er sich nur noch mit Mühe vom Haus in den dahinterliegenden Weinkeller schleppen
können.Keuchend,umAtemringend,blieberallezehnMeterstehenundstakstedann,erneutnachLuft
schnappend und mit schleifenden Beinen, die steilen Stiegen in den kühlen Keller hinunter. Etwa zwei
bis drei Stunden später trat er, volltrunken, wieder den kurzen Heimweg an, der jetzt, im Torkeln, dop-
pelt so lang und umso beschwerlicher war. Zu Hause schlürfte er dann seine tägliche saure Milchsuppe
mit Brotstücken und viel Kümmel darin. Nun ist er gestorben. Von seinem letzten anstrengenden Gang
in den Weinkeller, um den neuen Heurigen zu verkosten, ist er nicht mehr zurückgekehrt.
Search WWH ::




Custom Search