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Zusammentreffens ließ ich mir entgehen. Dabei strebte ich gar kein richtiges, klares Ziel an; ich wollte
nur in ihrer Nähe sein. Ein Blick aus ihren dunklen Augen verhieß mir Vertrautes - Vertrautes aus mei-
nem Dorf, das ich jetzt vermisste. Ja, sogar echtes Heimweh empfand ich, obwohl ich doch zugleich nie
mehr dorthin zurückwollte.
Nach einer Woche sah ich Magdalena, die zu Hause, wie sie sagte, nur Leni genannt wurde, zufällig
beimsonntäglichenGottesdienstinderKirche.SiesaßlinksaufderFrauenseiteineinerderletztenBän-
ke, ich auf der Männerseite rechts einige Bankreihen weiter vorn. Als ich zur heiligen Kommunion an
den Altar ging, um den Leib Christi zu empfangen, kam sie mir von drüben entgegen, unsere Blicke be-
gegneten einander und wir lächelten uns kurz zu. Sie trug ein wunderschönes dünnes Sommerkleid aus
Seide mit großen roten und schwarzen Punkten. Unter dem eng anliegenden Kleid zeichneten sich ihre
wohlgeformte Taille und ihr weiblich rundes Becken ab. Das Dekolleté ihres Kleides zeigte den Ansatz
ihrer zarten, weißen Apfelbrüste.
Während ich auf den Priester mit dem Hostienkelch wartend in der Reihe der Gläubigen stand und mei-
nen Blick über den Altarraum schweifen ließ, konnte ich unter den sechs großen goldenen Heiligenfigu-
renlinksundrechtsvomHauptaltar auchPetrusundPaulusentdecken underinnerte michmiteinwenig
Wehmutdaran,wieichJahrezuvorbeimeinerErstkommunion,nebenmeinemFreundMaxstehend,die
Figuren von Petrus und Paulus am Hochaltar in der Gettsdorfer Kirche angeschaut und mir dann hinter-
her am Ravelsbach die neue blaue Hose zerrissen hatte, weil ich genau solche Fische wie Petrus hatte
fangen wollen. All die Momente, da ich mit Max auf der Ravelsbachbrücke gestanden, das Wasserspiel
beobachtet und Pläne für die Zukunft gemacht hatte, vermisste ich sehr.
Dieser herrliche Sommersonntag unserer Gottesdienstbegegnung war zufällig auch unser beider freier
Tag, und Leni machte nach der Messe den Vorschlag, einen Ausflug in das nahe Dürnstein zu machen.
Mein erster Gedanke war: Habe ich denn genügend Geld, um die Fahrkarte für den Autobus bezahlen
zu können? Die mir aufgrund unserer kläglichen Bedingungen zu Hause tief eingewurzelte Angst, zu
wenig Geld zu haben, zu klein und zu ärmlich zu sein, war mir eine stete Begleitung, besonders in den
Augenblicken, wo ich Neuland, fremdes, unbekanntes Terrain betrat.
Der gelbe Postautobus mit der riesigen, laut brummenden Motorhaube war pünktlich und überfüllt. Wir
freuten uns, auf der hinteren letzten, mit dunkelrotem Leder bezogenen und in breiten Längsstreifen ge-
steppten Sitzbank doch noch Plätze zu bekommen, wo wir das herrliche Schaukeln am besten genießen
konnten. Als wir, zwischen die anderen Fahrgäste gepresst, so eng beieinander saßen, spürte ich Lenis
warmen Körper neben mir, ihre Taille, das weiblich runde Becken und die Apfelbrust, die mir schon in
derKircheaufgefallenwar.DiesesGefühlerinnerteeinweniganEmma,waraberdochganzanders.Mit
EmmawareseinSpielgewesen.MitLeniwaresirgendwieaucheinSpiel,aberdiesesSpielwarernster,
anregender, von einem angenehm aufregenden Geschmack erfüllt. Von diesem Geschmack wollte ich
mehr.
InDürnsteinstiegenwirausundgingenhinunterzumUferderDonau.Wirredetennichtviel.Sieerzähl-
te mir, um irgendetwas zu sagen, von ihrem Zuhause in der kleinen Tiroler Stadt Schwaz, wo sie zwei
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