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sei, und so saßen wir nun, ich auf dem Schoß meiner Mutter, auf dem letzten Platz und durften bei der
etwa eine Stunde langen Fahrt zur Wallfahrtskirche dabei sein.
AlswirnachderAnkunftausdemBusstiegen,hieltmichmeineMutterfestanderHand,damitichnicht
vonihrgetrenntwerde.EswarensovieleMenscheninverschiedenenbuntenTrachtenundKleidern,oft
eine Kerze oder ein kleines Bild in der Hand, auf dem Vorplatz der Kirche versammelt. In fünfzehn Mi-
nuten sollte die heilige Messe beginnen. Beim Einzug in die Kirche gab der Pfarrer auch uns ein kleines
Bild in die Hand, das die schmerzensreiche Muttergottes zeigte. Auf der Rückseite stand ein Gebet, das
wir zum Eingang der heiligen Messe sangen.
O Schmerzensmutter, Königin
Wir wollen heut mit Herz und Sinn
Dich ehrfurchtsvoll begrüßen
Erzeige uns Barmherzigkeit
Bei göttlicher Gerechtigkeit!
Lass reiche Gnade fließen
AmEndedesGottesdiensteserhobensichalleGläubigeninihrenBänkenundsangendasAbschlusslied,
das wir von einem Zettel ablasen, der auf jedem Sitzplatz lag:
Nie, auch in den schwersten Tagen,
Brauchen kleinlich wir verzagen,
Stets in Not und allen Sorgen
Sind wie Kinder wir geborgen:
Wenn wir flehen, wenn wir ziehen,
Wenn wir frohen Herzens ziehen,
Zu der milden, schmerzensreichen,
Gottesmutter von Dreieichen
Dann knieten wir uns der Reihe nach vor den Altar und der Pfarrer segnete uns, indem er uns die Hand
auflegte, ein kurzes Gebet murmelte und ein Kreuzzeichen auf der Stirn andeutete. Hinter ihm kam ein
zweiter Pfarrer, mit einer rundgeschnittenen Tonsur, eine Nickelbrille auf der Nase, und drückte jedem
noch ein kleines Andenkenbild in die Hand. Dabei hielt er uns ein mit einem weißen Tuch ausgelegtes
Körbchen hin, in dem schon einige Münzen lagen, und bat um eine kleine Spende. Ich holte den Schil-
ling hervor, den ich in der Hosentasche hatte, und warf ihn in den Korb, worauf der tonsurierte Pfarrer
mitmonotonerStimme,denMundzueinemmaskenhaftenLächelnverzogen,„Vergelt'sGott“sagteund
sich dem Nächsten zuwandte.
DraußenvorderKircheeröffnetemirmeineMutter,dasssiefürdenvonmirgeopfertenSchillingeigent-
licheineSalzbrezelfürmichhabekaufenwollen.NunhättenwirnurnocheineneinzigenSchilling.Von
ihrem einen Schilling kauften wir uns nun eine gemeinsame Brezel, setzten uns auf eine Bank vor der
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