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Hilfe oder den Internationalen Währungsfonds möglicherweise zu einem Staatsbankrott geführt.
Eine wirtschaftliche Erholung setzte ein, als die Fianna-Fáil-Regierung unter Charles Haughey
drastische Sparmaßnahmen, unter anderem im Gesundheitswesen, im Bildungsetat und bei den
Löhnen im öffentlichen Dienst, erzwang. Der Keltische Tiger kehrte in die europäische
Normalität zurück. Die Finanzblase platzte hier genauso wie anderswo in Europa, eine Erfahrung,
die sich in der jüngsten Finanzkrise wiederholte, ebenso wie die hohen Staatsschulden: 2010 lag
Irlands Neuverschuldung bei 32 % des Bruttoinlandsprodukts, mithin dem Zehnfachen dessen,
was die EU erlaubt. Insgesamt hatte Irland sich jedoch seit den 70er Jahren endgültig vom
Protektionismus der Zwischenkriegszeit und der folgenden Jahre gelöst und auf Freihandel und
internationale Kooperation umgestellt.
In das Straßburger Europaparlament entsenden die Republik Irland 15 und Nordirland
drei Abgeordnete. Schon 1960 übernahm Irland das Oberkommando der UN-Friedenstruppe im
Kongo-Krieg, ab den 1970er Jahren dienten irische Soldaten in Krisengebieten des Nahen
Ostens, im Libanon, in Zypern sowie in Indien und Pakistan. Beinahe ein Sechstel der Armee des
Landes war nun in friedenschaffenden Missionen weltweit eingesetzt.
Führt man sich die Größenordnungen konkret vor Augen, so lässt sich Irlands Vorteil aus
seiner Internationalisierung leicht ermessen. Bei einem Anteil von unter 3 % an der Gesamtfläche
der Europäischen Union (Nordirland: 0,5 %) und weniger als 1 % an deren Gesamtbevölkerung
(Nordirland: weniger als 0,4 %) befinden sich die Republik, Nordirland und die einzelnen
Provinzen in der Gruppe der größten Nettoempfänger europäischer Gelder für die Verbesserung
der Infrastruktur und zur Förderung von Bildung, Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und
Handwerk. Im Jahr 2005 erhielt Irland Subventionen der EU in Höhe von fast 2,4 Milliarden
Euro. Entsprechend haben Volksabstimmungen in wenigen anderen europäischen Ländern so viel
Zustimmung zu weiteren europäischen Integrationsschritten, z.B. zum Maastricht-Vertrag 1992,
ergeben wie in Irland, sieht man einmal von dem Referendum zum Vertrag von Lissabon im Jahr
2008 ab. Als ein Brückenstandort zwischen Europa und der nicht-europäischen Welt hat Irland
sich politisch, wirtschaftlich und kulturell an der Globalisierung beteiligt. Wenn im noch jungen
21. Jahrhundert die politische Sicherheit und wirtschaftliche Zukunft Europas wieder heftig
debattiert werden, dann betrifft das im Kern auch das Land, das mitten im
europäisch-atlantischen Kulturraum liegt.
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