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erste Amtszeit fielen Ereignisse wie 1932 die Errichtung des Belfaster Parlamentsgebäudes in
Stormont, 1933 die Gründung von Fine Gael, einem Zusammenschluss der Parteien National
Guard und Cumannnan Gaedheal, und 1937 die Ratifizierung einer neuen Verfassung für das
dann offiziell so genannte Eire (Ireland) - gewissermaßen eine politisch souveräne
Zwischenform, bis 1949 dann die Republic of Ireland ausgerufen wurde und der Süden der Insel
das Commonwealth verließ. Nachdem die Briten Ende der 1930er Jahre wichtige irische
Marinestützpunkte freigegeben und damit den Handelskrieg für beendet erklärt hatten, erlangte
de Valera ein internationales Ansehen, das kein irischer politischer Führer seit Charles Stewart
Parnell besessen hatte. Diese Souveränität bildete eine Grundlage für Irlands Neutralität im
Zweiten Weltkrieg, obgleich sich fast 50.000 irische Freiwillige zur britischen Armee meldeten.
Gänzlich neutral konnte Irland jedoch nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche
Wehrmacht nicht bleiben, zu groß war die Gefahr der Invasion deutscher Truppen. Tatsächlich
gab es Pläne der Nationalsozialisten, Irland von Westen aus zu erobern. Mineralöl und
Lebensmittel wurden während des Krieges rationalisiert, die industrielle Produktion stagnierte.
Der Agrarexport, der Irland während des Ersten Weltkriegs einen Boom verschafft hatte,
wiederholte sich nicht. Doch auf das Versprechen des britischen Premierministers Chamberlain,
sich als Gegenleistung für Irlands Kriegseintritt auf britischer Seite nach dem Krieg für die
Wiedervereinigung der Insel einzusetzen, wollte sich niemand einlassen.
Katholische Kirche, politische und gesellschaftliche Spannungen
Die römische Kirche erhielt im Freistaat großen Einfluss. Zentrale Elemente der
katholischen Sozialethik wie Geburtenkontrolle, das Verbot von Abtreibungen und die
Unauflöslichkeit der Ehe wurden Bestandteil der Verfassung. Erst 1972 wurde die Sonderstellung
der Kirche aus der Verfassung gestrichen. In Fragen der Presse- und Kinozensur handelte
Südirland rückständiger und restriktiver als jedes andere europäische Land. Sogar die Werke so
bedeutender Autoren wie James Joyce, George Bernard Shaw, Sean O'Casey und Frank
O'Connor wurden von einem Censorship Board zensiert. Die staatliche Kontrolle über das Kino
hatte bis 1964 Bestand, die über die Literatur bis 1967 und die über sexuelle Verhütung bis 1979.
Trotz in der Regel später Heirat war die Geburtenrate stabil bis hoch, und uneheliche
Geburten wie Abtreibungen waren vergleichsweise selten. Das Verbot der Wiederheirat nach
einer Scheidung wurde durch ein Referendum von 1986 mit großer Mehrheit bestätigt. Erst 1997
trat ein Gesetz in Kraft, das Ehescheidungen erlaubt, und dank bestimmter EU-Richtlinien
öffnete sich der Staat zur gleichen Zeit Themen wie AIDS-Prävention und der Schwangerschaft
von Jugendlichen. Wie hochproblematisch die Selbsteinschätzung der katholischen Kirche
Irlands bis in die jüngste Zeit geblieben ist, verdeutlichten die Skandale von Kindesmissbrauch
und sexueller Gewalt durch den Klerus, und zwar nicht nur auf der Insel, sondern auch über
Jahrzehnte hinweg durch in Afrika stationierte Missionare.
Wer sich dem katholischen Einfluss entziehen wollte, emigrierte. Für das
Selbstverständnis Irlands im 20. Jahrhundert war es eine heikle Angelegenheit, dass die
Emigration und die innerirische Migration selbst nach der Unabhängigkeit nicht abflauten. Noch
in den 1950er Jahren wanderten über 90.000 Menschen (6 % der Gesamtbevölkerung) aus
Nordirland aus, die Republik verließen nicht weniger als 400.000 bzw. 14 % der Bevölkerung.
Viele von ihnen waren ungelernte Arbeiter oder Landarbeiter, die eine neue Zukunft in den
britischen Streitkräften suchten, andere entschieden sich vorerst für die Binnenwanderung in den
Großraum Dublin. Gleichwohl blieb es ihnen nicht erspart, dass die Auswanderung, die im
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