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ergänzten.
Im literarischen Leben dieser Zeit glänzte Richard Sheridan, Autor des berühmten
Schauspiels The School for Scandal (1777), der für die Autonomieansprüche der amerikanischen
Kolonien und für die Abschaffung des Sklavenhandels eintrat. Ein Höhepunkt im Musikbetrieb
war die Uraufführung von Georg Friedrich Händels Messias unter der persönlichen Leitung des
Komponisten am 13. April 1742 in der Dubliner Neals Music Hall - ein gesellschaftliches
Ereignis sondergleichen. Die Einnahmen spendete Händel wohltätigen Zwecken, vor allem
Krankenhäusern und Einrichtungen zur Unterstützung von Sträflingen.
Kolonialer Nationalismus und geistiges Leben
Auf den Punkt gebracht, ist der koloniale Nationalismus als doppelte Abgrenzung von den
gälischen Iren und jenen anglo-irischen Grundbesitzern zu verstehen, die überwiegend in
England lebten und als «Absentees» bezeichnet wurden. Die Widersprüchlichkeit und
Exklusivität, die dem Begriff innewohnten, lösten sich auf, sobald man neu definiert hatte, was
eigentlich «Irischsein» bedeutete. Anders als noch im 17. Jahrhundert begriffen sich seit ungefähr
1720 auch diejenigen als irische Gentlemen, die nur 30 Jahre früher noch als «die Protestanten
Irlands» bezeichnet worden waren. Zahlenmäßig und in ihrem gesellschaftlichen Einfluss waren
sie von größerer Bedeutung als die «Absentees».
Der in Anlehnung an die Londoner Royal Society zunächst gegründeten Dublin
Philosophical Society folgte 1731 die Dublin Society, die sich wie ihre Vorgängerin mit
naturwissenschaftlichen Projekten, mit Landwirtschaft und Architektur befasste. Die Royal Irish
Academy, gegründet 1785, widmete sich dagegen den schönen Künsten und der Literatur und
war eine Antwort auf das steigende Interesse an der irischen Vergangenheit und der damals
einsetzenden Altertumsforschung. Sowohl die schöne Literatur (Goldsmith, Sheridan) als auch
die politische (Burke) erlebten eine Blüte und bezeugten, wie produktiv der Kampf um die
legislative Unabhängigkeit für die Entwicklung der Kultur war.
Auch im literarischen Bereich lag das intellektuelle Leben Irlands im 18. Jahrhundert in
den Händen der Protestanten. Lese- und schreibkundig war nur eine verschwindend kleine
Minderheit. Weder der Staat noch die Kirchen engagierten sich spürbar im Schulwesen. Wenn
von Grundbesitzern vereinzelt dörfliche Schulen eingerichtet wurden, dann eher zum Zwecke der
Disziplinierung und der Unterrichtung in praktischen Fähigkeiten als im Interesse der Bildung.
Daher wurde dem Erziehungswesen, in kolonialen Gesellschaften traditionell ein
Herrschaftssymbol, auf breiter katholischer Front großes Misstrauen entgegengebracht.
Den ersten Zeitungen und Magazinen, der Dublin Gazette (1706) und dem Dublin Journal
(1725), folgten bis 1760 über 160 weitere Zeitungen, von denen allerdings nur ein Drittel länger
als ein Jahr überlebte. Sie waren ein Spiegel der Exklusivität und des Konservatismus der
Dubliner Gesellschaft. Anders als in vielen englischen und europäischen Provinzstädten erreichte
die irische Presse das umliegende Land kaum. Sie blieb ein Dubliner Phänomen, war stark auf
den Anzeigenmarkt ausgerichtet und überließ die politische Bildung und die Nachrichten der
nach wie vor blühenden Pamphletliteratur. In einer Stadt wie Dublin mit seinen gegen Ende des
18. Jahrhunderts 180.000 Einwohnern fand sie ausreichend Abnehmer, ebenso wie in der
zweitgrößten irischen Stadt, Cork (80.000 Einwohner).
Das katholische Irland
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