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Provinz, in der katholische Priester und Barden den Mythos erfanden, einst werde die gälische
Nation wieder an das angeblich geeinte Mittelalter anknüpfen und auferstehen.
Um Irland in das konfessionelle Korsett von Cromwells Siedlungspolitik zu zwängen,
fehlte es allerdings an Zeit. Der Plan scheiterte schon allein daran, dass sich nach Abflauen der
kriegerischen Auseinandersetzungen und noch vor Cromwells Tod 1658 abzeichnete, dass sich
die Republik in England nicht lange würde halten können. Die Restauration der Monarchie war
absehbar, und so hatten die Konfiszierungen von irischem Land unter Cromwell die Insel nicht
nur in Sieger und Besiegte geteilt: Ihre Nutznießer standen nun im Verdacht, keine loyalen
Royalisten zu sein.
Eine Vermittlerrolle zwischen der protestantischen Oberschicht Irlands und der
englischen Monarchie übernahm in dieser Zeit James Butler, Herzog von Ormond. Der
persönliche Vertraute von Karl II. sorgte dafür, dass die bestehenden Besitzregelungen nicht
revidiert wurden, aber die Verfolgung der Katholiken ein Ende nahm. Bis 1690 konnte der
Katholizismus sich in Irland als Volksreligion erholen, und in weite Teile der Insel remigrierte
der Klerus, der in Frankreich und den katholischen Ländern Südeuropas vorübergehend Zuflucht
gefunden hatte. Als 1685 mit Jakob II. ein katholischer König den englischen Thron bestieg und
die Geburt seines Sohnes die Fortsetzung einer katholischen Dynastie in England möglich
machte, wählte auch er einen Vertrauten, der die Geschicke Irlands maßgeblich bestimmen sollte.
Richard Talbot, Statthalter in Irland und Herzog von Tyrconnell, versuchte innerhalb
kurzer Zeit, politische Schlüsselpositionen wieder mit Katholiken zu besetzen, ein katholisches,
allein Jakob II. verpflichtetes Parlament einzuberufen und sogar ein stehendes Heer zu
installieren. Das Ziel war, die protestantische Oligarchie durch eine katholische zu ersetzen, die
Position des katholischen Klerus zu sichern, den Handel von englischen Beschränkungen zu
befreien und einen Einfuhrstopp auf englische Kohle zu verhängen. Jakob II. hatte indes
keineswegs vor, Poynings' Gesetz zu revidieren oder eine parlamentarische Herrschaft in Irland
einzurichten, also jenen Hoffnungen zu entsprechen, die man auf der Insel in ihn gesetzt hatte.
Die Katholiken waren dadurch desillusioniert und meinten, der König trage einen
englischen und einen irischen Schuh. Für die Protestanten im Land rief dies wiederum
Erinnerungen an die Rebellion von 1641 wach. Folgerichtig widersetzten sich protestantische
Städte in Ulster wie Armagh und Enniskillen der Autorität der katholischen englischen Krone.
Sie boten sich stattdessen der Armee Wilhelms von Oranien an, damit die Errungenschaften der
Glorreichen Revolution von 1688 in England - die Stabilisierung des konstitutionellen
Monarchismus und des politischen Protestantismus - endgültig auch in Irland durchgefochten
würden.
Dies geschah dann auch in der Schlacht am Fluss Boyne im Juli 1690. Diese Schlacht
zwischen den Häusern Stuart und Oranien gehört zu den berühmtesten und symbolträchtigsten in
der Geschichte der Britischen Inseln. Bis zum heutigen Tag wird sie von den nordirischen
Protestanten in Belfast auf ihren «Orange Parades» gefeiert. Sicherlich zählt die Schlacht auch zu
den folgenreichsten, denn sie ebnete der Ascendancy des 18. Jahrhunderts den Weg zu ihrer
Vorherrschaft. Erneut trafen europäische Interessen aufeinander, allerdings ohne konfessionelle
Rücksichten. Das Heilige Römische Reich und Spanien verbündeten sich mit Wilhelm, der Papst
verhehlte nicht seine Kritik an dem mit Jakob II. verbündeten Frankreich, und beide Seiten
engagierten internationale Truppen, in denen auch Niederländer und Dänen dienten.
Noch vor der militärischen Entscheidung überließ der Exkönig Jakob seinem
Truppenführer Tyrconnell die Hinnahme der Niederlage der irischen Katholiken und floh ins
französische Exil, an den Hof Ludwigs XIV. Nach dem Krieg folgten ihm fast 11.000 Mitglieder
der katholischen Oberschicht der Old English, darunter viele Offiziere. Der Friede von Limerick
1691 war ein milder Kompromiss, der Religionsfreiheit in Maßen garantierte, wenngleich diese
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