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entwarfen aufwendige Programme, um in möglichst kurzer Zeit Irland zu reformieren und die
Kontrolle über die Einführung des englischen Rechtssystems zu straffen, aber sie rechneten
weder mit den regionalen und lokalen Gegeninteressen noch mit dem Bestreben der Londoner
Zentrale, sich finanziell zurückzunehmen. Die Einteilung des Landes in Shires wurde fortgesetzt,
Sheriffs (Friedensrichter) nach dem Vorbild des englischen Rechtswesens etabliert. Eine
effektive Verwaltung aber ließ sich nicht praktizieren. Als Konsequenz stieg die Zahl derjenigen,
die mit privaten Mitteln in die koloniale Erschließung Irlands investierten, obwohl ihnen das als
illoyal ausgelegt werden konnte.
Englische Monarchen von Elisabeth I. bis Karl II. machten aus dieser Not eine Tugend,
indem sie die Irlandverwaltung ihrer Vertreter, der Lord Deputies, streng beaufsichtigten,
zentralisierten und gegebenenfalls revidierten. Zu viel Geld war im Spiel und zu groß die Gefahr,
dass Spanien Irland als Stützpunkt nutzen könnte, um im Verband mit den Spanischen
Niederlanden England von zwei Seiten zu umklammern.
Für die Old English bot sich hier die Gelegenheit, zu vermitteln und durch
Reformvorschläge die Modernisierung zu befördern. Das Konzil von Trient (1545-1563) hatte
durch seine theologische Dogmatik die Glaubensspaltung in Europa eigentlich besiegelt. Es trug
dazu bei, dass die Gegenreformation in Irland den Katholizismus, aber auch generell das religiöse
Leben stärkte und schließlich die besonders abgelegenen Landstriche vom Heidentum oder von
zweifelhaften Glaubensformen löste. Erst im Nachklang des Konzils wurde neben dem gälischen
Irland auch die englischstämmige irische Elite von dem politischen Bewusstsein eines
anti-englischen Katholizismus erfasst. Ursprünglich hatte dieser alteingesessene Adel mit der
Reformation sympathisiert, aber durch die spaltende Politik der Tudor-Monarchen wurde er
seiner Herkunft entfremdet und verschmolz zunehmend mit einer negativ definierten Identität,
die die Anglisierung Irlands als eine Angelegenheit ausschließlich der «New English» bzw. der
Ascendancy auffasste.
Die Bevölkerung sah sich daher mit zwei miteinander konkurrierenden
Reformbewegungen konfrontiert, mit denen die Old English personell und politisch aufs Engste
verwoben waren. Damit war ein Interessenkonflikt geschaffen, der langfristig zu Katastrophen
führen musste: Eine davon war die große katholische Rebellion von Portadown im Jahr 1641, bei
der 12.000 Protestanten getötet wurden, die andere Oliver Cromwells Irlandfeldzug, dem ab 1652
die systematische Zwangsumsiedlung katholischer Bauern ins unwirtliche Connacht folgte. Hier
wurde die berüchtigte Devise «To hell, or to Connaught» erfunden.
Beide Ereignisse sind zu Erinnerungsorten mit besonderer historischer Nachhaltigkeit
gemacht worden. Prinzipiell bestätigte sich auch hier, dass Aufstände die wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Lebensverhältnisse der irischen und der altenglischen Bevölkerung nur
verschlechterten. Die vom Grafen O'Neill angeführte katholische Konföderation dehnte ihre
Rebellion ab 1642 bald von Ulster auf ganz Irland aus und wurde vom altenglischen Landadel
sowie vom Vatikan finanziert. Unterstützt von der schottischen Armee unter General Munro,
glaubte dagegen die protestantische Siedlergemeinschaft ihre Sicherheit allein vom Londoner
Parlament garantiert. Als Cromwell 1649/50 gleich nach der Hinrichtung Karls I. seinen
Vergeltungsfeldzug in Irland durchführte, war der irische Katholizismus allerdings längst in eine
Fraktion, die auf den englischen König gesetzt hatte, und eine zweite, die es mit Frankreich und
Spanien hielt, gespalten. Insofern war er ein einfacher Gegner, und innerhalb weniger Wochen
wurden allein in Wexford und Drogheda über 5000 Katholiken getötet. Anstelle von Sold wurde
Cromwells Soldaten Land zugewiesen und damit fast die Hälfte des irischen Territoriums neu
aufgeteilt.
Die Besiedlungspolitik
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