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kontinentaleuropäischen Vorstellungen beeinflusst, wurden sie nach militärischen und
verkehrsstrategischen Gesichtspunkten angelegt und dokumentierten politisch ihre Verbundenheit
mit England. Damit waren sie Fremdkörper im gälischen Irland. Weil die City of London das
beträchtliche Gründungskapital aufbrachte, wurde Derry in Londonderry umbenannt. An
wirtschaftlich wichtigen, das Hinterland kontrollierenden Knotenpunkten entstanden neue Dörfer,
«Plantation Villages», deren Hauptkennzeichen der zentrale Marktplatz, der «Common» oder
«Green», wurde. Wie in England konnte hier Sport, etwa Ballspiele, betrieben werden, jedenfalls
blieb der Common außerhalb der Kontrolle der Kirchen und ihres sonntäglichen Verbots
gesellschaftlicher Spiele.
Miteinander rivalisierende Parteien warben besonders im nördlichen Ulster um
schottische Söldner, die dem ohnehin verarmten Land ihren Blutzoll abverlangten - und
Naturalien. Irlands unterentwickelte Landwirtschaft produzierte vor allem Hafer, auch
Milchprodukte wie Butter, dagegen wenig anderes Getreide, wenig Gemüse und Fleisch, so dass
schon die eigene Bevölkerung kaum ausreichend und ausgewogen ernährt werden konnte. Die
Mehrzahl der Menschen lebte in Armut, wohnte in einfachsten Behausungen und kleidete sich
das ganze Jahr über mit den typischen schweren Wollmänteln. Das primitive ländliche Leben
kannte kaum den Pflug und meist nur den Spaten. Wo die anglo-irischen Familien siedelten, war
das Land gewöhnlich nicht nur viel fruchtbarer, sondern auch stärker durch kleine Städte und
Dörfer aufgeteilt statt durch einzelne Bauernhöfe. Das machte es aber auch anfälliger für die
marodierenden Truppen.
Im südlichen Munster herrschten die mächtigen Old-English-Familien der Desmonds,
Ormonds und MacCarthys. Die dortige Landbevölkerung wurde durch die Kriege der 1580er und
1590er Jahre am stärksten dezimiert. Die Rebellion des Grafen von Tyrone, Hugh O'Neill, löste
den Neunjährigen Krieg (1594-1603) aus und hatte die Vernichtung der gälischen Lordschaft bei
Kinsale und die vollständige englische Herrschaft über Irland zur Folge.
Spätestens seitdem lag das Schicksal der Insel nicht mehr allein in den Händen der Iren
und Engländer. Es war verwoben mit den persönlichen Interessen des spanischen Königs
Philipp II. und Papst Gregors XIII. Besser als ihre Vorgänger erkannte Elisabeth I. die
strategische Bedeutung Irlands für europäische Machtkalküle. Innerhalb weniger Jahre schickte
sie ihre besten Generäle und mehr als zwölf Mal massive Truppenverbände nach Irland, die dort
die vereinigten Verbände der katholischen Mächte und der gälischen Fürsten bekämpften.
Anfang des 17. Jahrhunderts betrug Irlands stagnierende Gesamtbevölkerung nicht mehr
als etwa 800.000 Menschen. Zur gleichen Zeit konnte das westliche Europa ein gewaltiges
Bevölkerungswachstum verzeichnen. Man hat diese Rückständigkeit auf verschiedene Faktoren
zurückgeführt, von denen die verheerenden Kriege und das Modernisierungsdefizit der
Landwirtschaft sowie der daran geknüpfte provinzielle Handel sicher besonders ausschlaggebend
waren. 100 Jahre später sollte sich dieses Bild in sein Gegenteil verkehrt haben, indem große
Teile des Landes inzwischen agrarisch nutzbar gemacht worden waren.
Reformation und politische Autorität
Zunächst war es für die englische Herrschaft wichtig, Irland zu befrieden und zu
stabilisieren, auch in kulturpolitischer und religiöser Hinsicht. Im selben Jahr 1592, in dem
Philipp II. in Salamanca eine irische katholische Universität eröffnete, wurde der Grundstein für
das protestantische Trinity College in Dublin gelegt. Dank der Emigration von irischen
Franziskanermönchen, von Dominikanern, Augustinern, Jesuiten, Kapuzinern und Benediktinern
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