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15. Jahrhunderts gegen die Butlers durch und boten sich als Vertreter Heinrichs VIII. in Irland an.
Ansonsten berief auch dieser englische König aber fast ausschließlich Engländer in seine
Verwaltung der Insel und führte den Fehler seiner Vorgänger fort - das administrative Personal
blieb nur selten lange genug, um bestimmte Vorstellungen in tatsächliche Politik umzusetzen.
Zwischen archaischer Tradition und Modernisierung
In vielen Bereichen der politischen, rechtlichen und kulturellen Geschichte Irlands
kristallisierte sich im allmählich ausklingenden Mittelalter ein Charakteristikum heraus, durch
das sich Irland vom römisch-lateinisch geprägten Resteuropa unterschied: die unauflösbar
scheinende Spannung zwischen archaischen Traditionen und Modernisierung. Parallel zur
Umgestaltung gesellschaftlicher Institutionen und Funktionen wie z.B. der politischen Führung
durch Einzelne oder Familien («Clans») wurde weiterhin auf traditionelle Modelle
zurückgegriffen. Im politischen Alltag bedeutete das z.B., dass neue Herrschaften geschaffen
wurden, die alte Namen wie O'Connor oder O'Byrne trugen.
Ohne Einfluss der Außenwelt verlief diese Entwicklung jedoch nicht. Von der relativen
Offenheit Irlands zu dieser Zeit zeugt, dass keiner der größeren geistlichen Orden Europas darauf
verzichtete, in Irland präsent zu sein, allen voran die Augustiner, Dominikaner und Franziskaner,
und dass europäische adlige Reisende häufig irische Pilgerstätten aufsuchten. Das mittelalterliche
Irland hielt zahlreiche Angebote für Gläubige bereit, die zur «Insel der Heiligen und Gelehrten»
reisten. Frieden war eine wichtige Voraussetzung für diesen kulturellen, gelehrten und religiösen
Austausch. Er hatte schließlich auch zur Folge, dass die unterschiedlichen irischen, englischen
sowie anglo-irischen Traditionen und sozialen Gewohnheiten in Kontakt miteinander gerieten
und sich verwoben.
Mit dem Schwinden des englischen Einflusses übernahmen die Anglo-Iren irische Sitten
und die irische Sprache und passten sich sogar in Kleidung und Haartracht sowie in der
Namensgebung dem Land an, das für sie nicht mehr nur Gastland war. Sie beschäftigten Dichter,
Barden und Musiker in ihren Häusern, suchten den Rat der irischen Rechts- und Schriftgelehrten,
der Heilkundigen sowie der Verfasser von frühen historischen und geographischen Traktaten.
Ihre Assimilation an die gälischen Sippenverbände und deren Lebensweise wurde intensiver, als
die englische Krone Irland zunehmend nur noch als finanzielle Bürde betrachtete. Ihre gespaltene
Loyalität aber wurde durch ihr soziales und nicht zuletzt wirtschaftliches Selbstbewusstsein
verhüllt. Hingegen war der kontinuierliche Niedergang der englischen Lordschaft im Osten der
Insel nicht aufzuhalten. Wenigstens dort hatte die englische Verwaltung noch großen
symbolischen Wert. Wirtschaftlich war sie jedoch ein reines Zuschussgeschäft geworden.
Auch politisch wurden die Anglo-Iren, wie etwa das Haus Kildare, zur tragenden,
unentbehrlichen Säule, spätestens während der von 1455 bis 1485 dauernden Thronfolgekriege
(«Rosenkriege») zwischen den Häusern Lancaster und York, die mit der Thronerwerbung durch
Heinrich (VII.) Tudor endeten. Doch das in dieser Zeit entstandene Machtvakuum in Irland
konnte selbst das Haus Kildare nicht vollständig ausfüllen, trotz der Krisen, die durch die
langjährige Abwesenheit englischer Territorialherren von ihren Besitzungen ausgelöst wurden.
Die Unregierbarkeit Irlands
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