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niedere Adel, Familien wie die FitzGeralds, in Irland ansässig wurde, ohne sich aber sozial zu
integrieren.
Er unterstrich seine Herrschaftsansprüche durch den Bau von kleineren
Burgbefestigungen in Form von Motten, in deren Umfeld Wirtschaftshöfe vom Typ der Manors
angesiedelt wurden. Hier wurde vornehmlich Viehwirtschaft betrieben sowie die vorhandene
Landwirtschaft weitergeführt und modernisiert. Jedoch wurde weder neues Ackerland umfassend
erschlossen noch der Gewinn vor Ort investiert. Langfristig musste diese Politik zu einer
Destabilisierung der englischen Macht in Irland führen. In der besonders fruchtbaren Grafschaft
Meath nordwestlich von Dublin entstanden um die Burgen herum rasch neue Städte nach
englischem Recht, wie überhaupt die meisten mittelalterlichen Städte im Inneren des Landes
ihren Ursprung in englischen Burganlagen hatten. Allein die Küstenstädte gingen auf
skandinavische Gründungen zurück.
Das sollte weitreichende Konsequenzen für die Aufteilung in Grafschaften als Basis der
englischen Herrschaft haben, zumal der englische König als oberster Lehnsherr die Städte unter
seine direkte Kontrolle stellte. Irland anglisierte sich in seiner Territorialverfassung durch die
Grafschaften, die im weitesten Sinne den englischen Pfalzgrafschaften (Earldoms) vergleichbar
waren, während die unverändert gebliebenen irischen Territorien keine rechtlichen Reformen
erfuhren. Diese von der englischen Krone freien Enklaven, die sogenannten Liberties, gab es
sogar in Leinster, das am stärksten anglo-normannisch durchdrungen war. Sie zeugten davon,
dass der zunächst schnelle Erfolg, mit dem Irland ab 1169 kolonisiert worden war, nicht anhalten
konnte, solange neben einem dynamischen englischen König, der sich die Zerstrittenheit der
verbliebenen irischen Könige zunutze machte, das Personal für die Festigung und Ausdehnung
des englischen Einflussbereichs fehlte. Eine stärkere Zuwanderung aus England und Wales aber
blieb im 14. Jahrhundert aus. So entstand wiederholt ein Machtvakuum, das allerdings selbst die
aus dem Südwesten Schottlands angeworbenen Söldnertruppen nicht zugunsten der Iren füllen
konnten.
Die wohl katastrophalste Invasion Irlands, die eine beispiellose Krise des politischen,
sozialen und kirchlichen Lebens auslöste, war der Vernichtungsfeldzug von Edward Bruce
(1315- 1318), der den permanenten Konflikt zwischen Schotten und Engländern auf Ulster
übertrug. Bruce zog plündernd und mordend durch das Land, das ohnehin von einer dreijährigen
Folge von Missernten und schweren Hungersnöten heimgesucht wurde. Das allerdings hatte zur
Folge, dass gälische Iren und Anglo-Iren näher zusammenrückten, um die gemeinsame
schottische Bedrohung abzuwehren, was schließlich auch gelang.
Das komplexe Bild des irischen Mittelalters ergibt sich insgesamt aus dem ungelösten
Gegensatz zwischen dem umfassenden englischen Anspruch auf Oberherrschaft einerseits und
der Praxis einer tatsächlichen Mischung von Herrschaftsverhältnissen andererseits. Im Statut von
Kilkenny (1366) war die Verbindung zwischen Engländern und Iren in jeglicher Form, durch
Heirat, Handel etc., ausdrücklich verboten worden. Auch die Politik des englischen Königs
Edward III. zielte nicht auf Integration, sondern auf strenge Segregation der
Bevölkerungsgruppen. Doch im Alltag ließ sich das nicht durchsetzen.
Im 14. Jahrhundert zogen sich die englischen Familien zunehmend aus Irland zurück,
setzten Verwalter für ihre irischen Besitzungen ein und ließen sich, wie auch der englische
König, im Land nicht blicken. Eine Folge davon war die Stärkung der Position der Anglo-Iren,
einer von jeher mit Argwohn betrachteten Bevölkerungsgruppe. Zu ihr gehörten z.B. die großen
Familien der Grafen FitzGerald von Kildare und Butler von Ormond. Diese richteten sich
geschickt in einem Zwischenraum ein, was ihnen das Empfinden und Praktizieren eindeutiger
Loyalitäten jedoch erschwerte, so dass sie vor allem das Vertrauen der Krone ständig neu
gewinnen mussten. Die FitzGeralds in Maynooth Castle setzten sich zum Ende des
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