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Limerick und Wexford, aus denen sich die späteren Königreiche entwickelten, sowie territoriale
Bistümer, deren Bischöfe in Canterbury geweiht wurden. Dublin war in seinen Anfängen, die bis
ins 5. Jahrhundert zurückgehen, ein Übergang über den Fluss Liffey, eine Hürdenfurt aus
Weidengeflecht, wie der gälische Name (Baile-atha-cliath) offenbart. Aufgrund seiner
geographischen Lage genoss Dublin schon früh eine herausragende Bedeutung. Es besaß bereits
im 10. Jahrhundert alle notwendigen Attribute einer Stadt: eine Befestigung, einen florierenden
Handelshafen, ein Straßennetz, eine eigene Münzstätte, einen Markt, heimische
Handwerksbetriebe und ab 1028 einen Bischofssitz mit Kirche, an deren Stelle heute die
Christ-Church-Kathedrale steht. Unter dem Einfluss der Wikinger verlagerte sich der politische
und wirtschaftliche Schwerpunkt Irlands vom Inneren der Insel zur (süd-)östlichen Küste. Das
machte sich auch in der Gründung neuer Siedlungen und im Ausbau des Verkehrsnetzes
bemerkbar.
In dieser frühchristlichen Phase bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden
weiterhin zahlreiche Klöster gegründet. Das schottische Iona, eine Gründung des hl. Columban,
und Armagh bildeten die kirchlichen Machtzentren. Einige Kirchen unterlagen der ökonomischen
Kontrolle durch einen weltlichen Herrscher wie auch episkopaler Rechtsprechung. Manche waren
frei, also nicht an ein Kloster gebunden, andere wiederum unterstanden der Herrschaft einer
adligen Familie, z.B. die Kirchen von Cork und Trim. Zwischen Geistlichkeit und Bevölkerung
bestanden Verpflichtungen in Form von Steuerzahlungen einerseits, der Aufrechterhaltung eines
religiösen Dienstes andererseits. Eine wichtige Konstante dieser Zeit waren die kulturellen und
religiösen Impulse, die von Irland auf das Festland ausgingen und insbesondere das geistige
Leben im Karolingerreich voranbrachten.
Der irischen Missionierung in Mitteleuropa war zunächst ein beispielloser Erfolg
beschert, der das christliche Erbe Europas nachhaltig prägte. Der Wandermönch Columban
wirkte seit 590 als Bußprediger in England und Frankreich, später bei den Alemannen am
Zürichsee und am Bodensee. Klostergründungen unter der Prämisse strenger Mönchsregeln wie
Luxeuil in Burgund und Bobbio in Oberitalien gehen auf Columban zurück. Sein Schüler Gallus
missionierte ebenfalls in Frankreich und seit Anfang des 7. Jahrhunderts bei den Alemannen, wo
er 612 eine Klause gründete, aus der 150 Jahre später das Kloster St. Gallen entstand.
Gesellschaftliche Strukturen
Die schriftliche Überlieferung über das soziale Leben im frühmittelalterlichen Irland lag
in den Händen des adligen Klerus. Es gab eine breite Schicht abhängiger und unabhängiger
Bauern, die Sklaven - oft Kinder aus verarmten Familien - auf den Feldern und zur Viehaufsicht
beschäftigten. Die Bevölkerungszahl lag nicht höher als bei einer Million und wurde immer
wieder durch Seuchen und Hungersnöte dezimiert. Für die Mehrheit war das Leben arbeitsreich,
voller Entbehrungen und kurz. Die große Bedeutung von Landbesitz zeigte sich wie anderswo in
Europa in der frühen sozialen Untergliederung unterhalb von Königtum und Adel in
landbesitzende Freie und an die Pacht gebundene Unfreie. Die Familie als Zentrum der
Gesellschaft definierte sich nicht über Ehe und Abstammung, sondern als ein sozialer Verband,
dem alle Mitglieder des Haushalts angehörten. Weder Ehescheidungen noch Polygamie waren im
mittelalterlichen Irland ungewöhnlich, was bei europäischen Kirchenreformern häufig für
Befremden sorgte. Eine Folge dieser Gesellschaftsstruktur war die Multiplizierung und
Aufsplitterung adliger Haushalte, die zu deren sozialem und wirtschaftlichem Abstieg und somit
zur allmählichen Verdrängung der landbesitzenden Mittelschicht führte.
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