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1. Zeitalter der Invasionen
1169-1534
Das irische Mittelalter, hier chronologisch ausgedehnt als die Zeit bis zur Unterwerfung
Irlands durch Heinrich VIII. 1534 verstanden, ist vom Kernbegriff der Invasion geprägt.
Gleichwohl ist es eine Zeit unvergleichlichen wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen
Reichtums. Obwohl Irland ständig von Zerstörung und Plünderung bedroht war, ist vor allem das
frühe Mittelalter dank des Erfolgs der irischen Mission auf dem europäischen Kontinent
besonders bedeutsam.
Vorgeschichte bis zum 12. Jahrhundert
Der Eroberung Irlands durch die Normannen 1169 gingen Jahrhunderte der Kriege,
Beutezüge, religiösen Konflikte und Plünderungen voraus. Seit dem Jahr 793 bis ins
11. Jahrhundert hinein fielen immer wieder Wikinger auf den Britischen Inseln ein und zerstörten
die vorhandene Klosterkultur. Berühmte Beispiele sind die Klöster von Lindisfarne (in der
englischen Grafschaft Northumberland), Rathlin (nördlich der Küste der nordirischen Grafschaft
Antrim) und Iona (in den westschottischen Hebriden). Infolge der Missionierung durch den hl.
Patrick im 5. Jahrhundert hatte die keltische Durchdringung Irlands zu einer kulturellen und
religiösen Einheit geführt, seine politische Zersplitterung in kleinere Herrschaften jedoch nicht
verhindern können und es damit angreifbar gemacht.
Patrick, der Apostel Irlands und Namensgeber des irischen Nationalfeiertags (17. März),
war zum Nachfolger des ersten irischen Missionars Palladius bestellt worden und wirkte vor
allem im Norden und Westen Irlands. Von seinem Bischofssitz Armagh aus organisierte er zum
einen die iro-schottische Kirche, zum anderen schuf er die Grundlagen für den im
mittelalterlichen Europa weit verbreiteten Patrick-Kult mit zahlreichen Wallfahrtsorten.
Die iro-schottische Kirche war eine überwiegend eigenständige, bis in die Mitte des
7. Jahrhunderts von Rom unabhängige (Mönchs-)Kirche, deren Zentren bedeutende Klöster wie
Clonmacnoise, Glendalough und Bangor bildeten. Die von ihr betriebene Christianisierung war
nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil sie die keltische Religiosität in die christliche Theologie
integrierte. Mit der Synode von Kells (1152) war die Organisation der Klosterkirche
abgeschlossen, die für das historisch-geographische Landschaftsbild Irlands wichtige Folgen
hatte. Klöster waren Stätten des Glaubens, aber auch der Bildung, Kunst und Philosophie, sie
waren Friedensbezirke für Kranke und Verfolgte, Pilgerziele und Märkte für Tausch bzw. Kauf
und Verkauf von Waren. War eine Klostersiedlung groß genug, dass sich ein regionaler König
ansiedelte, konnte sie zu einer Proto-Stadt werden, wie es z.B. im heutigen Kildare der Fall war.
Während das Christentum in anderen Teilen des westlichen Europas zurückgedrängt
wurde, schuf es sich im frühmittelalterlichen Irland eine wichtige Basis, in einem Land also, das
weder die römische Herrschaft kannte noch die Folgen der Völkerwanderung. Umso
erstaunlicher ist es, dass die neue Religion so schnell auf breite Resonanz traf. Mit der
Verschriftlichung hielt die Gelehrsamkeit in lateinischer Sprache Einzug, parallel zum
irisch-weltlichen Geistesgut, und beides lockte Gelehrte nach Irland, die ihre Kenntnisse vertiefen
und sich in asketischer Lebensweise prüfen wollten.
Die Wikinger gründeten neue Handels- und Militärniederlassungen in Cork, Dublin,
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