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Sowjetunion ausgerichtet. Zwei Jahre
später beginnt die Kollektivierung der
Landwirtschaft, Banken und Betriebe
werden verstaatlicht. Damit einher
geht ein massiver Rückgang der Pro-
duktivität. 1949 werden wieder Zehn-
tausende Menschen deportiert. Est-
nische Partisanen, Waldbrüder ge-
nannt, kämpfen im Untergrund weiter
gegen die Besatzer.
1953-85: Nach Stalins Tod verbes-
sert sich die Lage der Esten ein wenig
und eine Liberalisierungsphase tritt
ein. Viele Deportierte, die die schwe-
ren Jahre in Sibirien und anderen Tei-
len der Sowjetunion überlebt haben,
dürfen heimkehren. Die baltischen
Republiken übertreffen alle anderen
Sowjetrepubliken an Produktivität. Die
Russifizierung wird weiter vorange-
trieben, vor allem im Nordosten Est-
lands und um Tallinn werden immer
mehr Arbeiter aus anderen Teilen der
Sowjetunion angesiedelt. In den
1980er Jahren sind nur noch 60 % der
Bevölkerung Esten. Durch den Abbau
von Ölschiefer und Uran, die Phos-
phoritförderung und die industriellen
Anlagen entstehen fatale ökologische
Schäden im Norden des Landes.
ter nach Estland zu holen, führen zu
energischen Protesten der Bevölke-
rung. Aus der Ökologiebewegung
entwickelt sich rasch eine politische
Protestbewegung. Im April 1988 wird
die Volksfront Rahvarinne gegründet,
im Herbst desselben Jahres demons-
trieren 300.000 Menschen auf dem
Tallinner Sängerfeld gegen die sowjeti-
sche Annexion. Da sie dabei nationale
Lieder singen, wird die Bewegung
rückblickend Singende Revolution
genannt. Am 16. November 1988 er-
klärt der Oberste Sowjet der Estni-
schen SSR die Unabhängigkeit des
Landes, die allerdings zunächst nicht
von anderen Ländern, geschweige
denn von der Sowjetunion, anerkannt
wird.
Am 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-
Paktes, dem 23. August 1989, bilden
die Einwohner Estlands, Lettlands und
Litauens eine 600 Kilometer lange
Menschenkette von Tallinn nach Vil-
nius, um für ihre Unabhängigkeit zu
demonstrieren. Weihnachten 1989 er-
klärt Moskau die geheimen Zusatz-
protokolle des Hitler-Stalin-Pakts für
ungültig. Im Gegensatz zu Lettland
und Litauen, wo es im Zuge der Unab-
hängigkeitsbewegungen Tote gibt,
verläuft die Wiederherstellung der Un-
abhängigkeit in Estland unblutig.
Unter Präsident Arnold Rüütel erklärt
das neu gewählte Parlament am
30. März 1990 den Fortbestand der
ersten Estnischen Republik, welche
am 8. Mai desselben Jahres offiziell
ausgerufen wird. Im März 1991 stim-
men 77,8 % der Bevölkerung für die
Wiederherstellung der estnischen Un-
Protestbewegung
und Unabhängigkeit
1985-91: Mit Amtsantritt Gorba-
tschows und der einhergehenden Poli-
tik der Perestroika gibt es in den drei
baltischen Republiken öffentliche For-
derungen nach Reformen. Die Bestre-
bungen Moskaus, den Phosporabbau
in Nordestland weiter auszubauen
und erneut Tausende russische Arbei-
 
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