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schiedene Moos-, Schilf- und Gräser-
arten. Das Innere der Insel ist relativ
unerschlossen und birgt Sümpfe und
Moore. Unter Schutz stehen die klei-
nen Inseln und Holme vor der Küste
Hiiumaas, sie sind heute nicht mehr
bewohnt.
Das Wetter meint es mit Hiiumaa et-
was besser als mit dem Festland,
scheint hier doch öfter die Sonne, weil
der Wind Regenwolken schnell weiter-
bläst.
Die Insel ist das Resultat eines Me-
teoriteneinschlags vor etwa 500 Mil-
lionen Jahren, an dessen Kraterrand
heute die Hauptstadt Kärdla liegt. Ihre
Form und das typische Landschaftsbild
wurden in der letzten Eiszeit geprägt,
überall verteilt liegen Findlinge, die
ein sich zurückziehender Gletscher
dort hinterlassen hat.
Die Inselbewohner verbinden viele
Naturdenkmäler mit alten Legenden,
vor allem denen des Riesen Leiger, der
hier mit seiner Frau Tiiu lebte. Viel-
leicht kommt der estnische Name der
Insel - Hiiumaa - daher. Riese heißt
auf Estnisch hiid, maa bedeutet Land,
übersetzt wird daraus „das Land der
Riesen“. Vielleicht sind jene Legenden
auf die Ankunft der stattlichen und zu-
meist großen Schweden zurückzu-
führen, die Hiiumaa wahrscheinlich im
13. Jahrhundert, von der schwedi-
schen Insel Gotland kommend, besie-
delten. Da sie die estnischen Küsten-
bewohner von der Körpergröße her
überragten, kamen sie ihnen vielleicht
wie Riesen vor.
Die Schweden nannten die Insel
Dagö - „Tagesinsel“ -, wohl weil die
Überfahrt von Gotland bis Hiiumaa
ziemlich genau 24 Stunden dauerte.
Der Name wurde später auch von den
Deutschen übernommen. Jahrzehnte-
lang bewohnten die Schweden Hiiu-
maa als freie Bauern und Fischer. Ein
Freibrief des schwedischen Königs ga-
rantierte ihnen, dass sie nicht Fron-
dienste auf den Gutshöfen der Adligen
leisten mussten wie die Esten, die Leib-
eigene der Gutsherren waren. Natür-
lich waren die freien Bauern den Insel-
herren ein Dorn im Auge und nach ei-
nem Machtwechsel in Estland ließ Ka-
tharina II. sie im Jahr 1781 in die Ukrai-
ne deportieren. Die zurückbleibenden
Schweden wanderten etwa 30 Jahre
später ab, als sich der Baron von Un-
gern-Sternberg ihrer Höfe bemächtig-
te. Die meisten zogen in den Land-
kreis Läänemaa rund um Haapsalu
oder auf die Nachbarinsel Vormsi.
Leider blieb Hiiumaa von den
großen Katastrophen des 20. Jahrhun-
derts nicht verschont. Im Zweiten
Weltkrieg wurden hier blutige Gefech-
te zwischen deutschen und russi-
schen Truppen ausgefochten. 1941
eroberten die Deutschen die Insel von
den Sowjets, 1944 schlugen diese zu-
rück und brachten sie unter ihre Herr-
schaft. Bunker, Aussichtstürme und
Geschützstände aus jenen Tagen sind
noch an vielen Orten zu sehen und
können besichtigt werden.
Zu Sowjetzeiten war Hiiumaa wie
auch die Nachbarinseln militärisches
Sperrgebiet. Selbst Esten war es ver-
boten, ohne eine Sondergenehmi-
gung die Insel zu betreten. Um diesem
Teil der Geschichte wenigstens einen
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