Travel Reference
In-Depth Information
Koluvere Ü XIV/B2
In Risti an der Straße 9 nach Tallinn
erinnert ein Denkmal an die zwischen
1941 und 1945 nach Sibirien Depor-
tierten.
Vorbei an dem rechter Hand liegen-
den Naturreservat Marimetsa (Ab-
zweigung in Rõuma bei Risti), erreicht
man nach etwa zwölf Kilometern auf
der Straße 10 die gut erhaltene, rosa
gestrichene Wasserburg Koluvere
(Lode/Lohde). Erbaut wurde die ehe-
malige Festung im 13. Jahrhundert.
Das in einem hübschen Park mit alten
Bäumen und einem kleinen, künst-
lichen Wasserfall gelegene Anwesen
diente ab Mitte des 15. Jahrhunderts
als Residenz der Bischöfe von Ösel-
Wiek (Saare-Lääne), die dem Gebäu-
de im 16. Jahrhundert den großen
Turm im Nordosten hinzufügten. Ende
des 18. Jahrhunderts ging es in den
Besitz der Familie von Buxhoevden
über.
Ein paar Jahre bevor sie die Burg
vom russischen Zaren geschenkt be-
kamen, verstarb dort unter mysteriö-
sen Umständen die nur 24-jährige
württembergische Prinzessin Augusta
Carolina , die von Zarin Katharina II. in
den Mauern gefangen gehalten wor-
den war. Ihr Grab befindet sich in der
Kirche von Kullamaa (s.u.). 1905 wur-
de das mittlerweile zum Gutsschloss
umgewandelte Gebäude von Revolu-
tionären in Brand gesteckt, später hat
man es im neogotischen Stil wieder er-
richtet.
Das Innere der Wasserburg ist zwar
nicht zugänglich, da dort heute ein Al-
tenheim ansässig ist, doch ein Abste-
cher lohnt sich aufgrund des sehens-
werten Äußeren und der hübschen
Parkanlage.
Kullamaa Ü XIV/B2
Nur wenige Kilometer hinter Kolu-
vere liegt die Ortschaft Kullamaa (Gol-
denbeck), deren Hauptattraktion die
im 13. Jahrhundert erbaute Johannis-
kirche ist. Der neogotische Turm des
einschiffigen Gotteshauses wurde erst
im 19. Jahrhundert angebaut. Neben
dem Grab im Kircheninneren von Prin-
zessin Augusta Carolina , die in Kolu-
vere ihr frühes Ende fand (s.o.), liegen
auf dem Friedhof der in Kullamaa auf-
gewachsene Komponist Rudolf Tobias
sowie der Schauspieler Aare Laane-
mets begraben. Vor der Kirche erin-
nert ein Denkmal an die Opfer des
Freiheitskrieges 1918-20. Ein altes
Rundkreuz steht dort seit 1621.
Auf dem Hügel Rohumägi, ein paar
Meter hinter der Kirche, stand einst-
mals eine altestnische Festung aus
dem 11.-12. Jahrhundert. Heute sind
nur noch Mauerreste erhalten. Die
Wassermühle am Liivi-Fluss wurde im
19. Jahrhundert errichtet.
Aus Kullamaa stammt das älteste er-
haltene estnische Schriftstück, ein Li-
turgietext, der von Johannes Lelow im
16. Jahrhundert aufgezeichnet wurde.
Pastor Heinrich Göseken , an den ein
Epitaph in der Johanniskirche erinnert,
verfasste 1660 eine estnische Gram-
matik. Außerdem übersetzte er Teile
des Neuen Testaments und einige Lie-
der und leistete so einen großen Bei-
trag zur Entwicklung der estnischen
Schriftsprache.
Search WWH ::




Custom Search