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sich Russland so nah wie in Narva.
Nicht nur, dass sich die Grenzstation
mitten in der Stadt befindet - die russi-
sche Metropole St. Petersburg liegt
mit lediglich 140 Kilometern Entfer-
nung näher als die estnische Haupt-
stadt (nach Tallinn sind es 210 km).
Leider ist von einem beeindrucken-
den Naturschauspiel - dem Narvaer
Wasserfall - seit Errichtung eines Stau-
damms im Jahr 1955 nichts mehr zu
sehen - obgleich sich Tourismusbro-
schüren gern noch heute damit
schmücken.
Bastionen - immer weiter ausbauten.
Leider nutzte dies meist nicht. Die
vom Deutschen Ordnen errichtete
Stadtmauer wurde erst von den Rus-
sen und später von den Schweden
zerstört. Innerhalb zweier Tage sollen
ihre Kanonen große Teile der Stadt-
mauer niedergerissen haben. So ist
heute nichts mehr von den Verteidi-
gungsmauern zu sehen.
Doch auch die Herrschaft der
Schweden hatte keinen Bestand. Ihr
im 17. Jahrhundert errichtetes Bastions-
system wurde Anfang des 18. Jahrhun-
derts vom russischen Zaren Peter I.
durchbrochen. Zehn Tage lang be-
schossen die Russen die Verteidi-
gungsanlage, dann soll es, so heißt es
in einer Legende, Peter I. binnen 45
Minuten gelungen sein, die hohen
Mauern zu überwinden - er musste
einfach den Berg der davorliegenden
Toten erklimmen.
Nachdem die Stadt im 17. Jahrhun-
dert durch mehrere große Brände zer-
stört worden war, verbot man Holzge-
bäude. Stattdessen gaben deutsche
und holländische Architekten unter
schwedischer Herrschaft Narva ein
barockes Antlitz. Infolge der Indus-
trialisierung wurde 1857 außerhalb
der Altstadt die backsteinerne Kreen-
holm-Textilmanufaktur erbaut und mit
ihr zwei Kirchen im südlichen Teil der
Innenstadt.
Zur Zeit der ersten Unabhängigkeit
gehörte auch die Nachbarstadt Ivan-
gorod zum estnischen Staat, eine Ent-
scheidung, die die UdSSR gleich nach
Eingliederung Estlands als Sowjetrepu-
blik rückgängig machte.
Stadtgeschichte
Am linken Ufer des Narva-Flusses ent-
stand im 13. Jahrhundert, als die Dä-
nen über Nordestland herrschten, eine
Kaufmannssiedlung, die im Jahre
1240 erstmals schriftlich erwähnt wur-
de. Ein Jahrhundert sollte es jedoch
dauern, bis die Ortschaft die Stadt-
rechte Lübecks verliehen bekam. Im
Laufe der Jahrhunderte herrschten Dä-
nen, Deutsche, Schweden, Russen
und Esten über die Stadt. Dänenkönig
Woldemar IV., der Schwede Karl XII.,
Iwan IV., der nicht umsonst den Beina-
men „der Schreckliche“ trug, Peter I.
und zuletzt die deutschen und russi-
schen Truppen im Zweiten Weltkrieg
bauten Narva um oder zerstörten die
Stadt. Seine günstige Lage am Kreuz-
punkt der Handelswege musste sie
mehr als einmal mit Menschenleben
und Zerstörung der Bebauung bezah-
len. Kein Wunder, dass die wechseln-
den Herrscher die Befestigungsanla-
ge - die Hermannsburg und später die
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