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Tunnel ist vor allem auch für (nicht zu
junge) Kinder spannend. In dem
1,7 Kilometer langen Labyrinth wer-
den Arbeitsstellen, Minenfahrräder
und Werkzeug der Bergleute gezeigt.
Stilecht werden Besucher mit Klei-
dung und Schutzhelmen der Arbeiter
ausgestattet. Allerdings ist es ratsam,
im Voraus zu buchen. Manchmal wer-
den nur Gruppen zugelassen und um
fremdsprachige Führer zu bekommen,
sollte man vorher anrufen bzw. per
E-Mail anfragen. Auf Wunsch kann
man auch in der zugehörigen einfa-
chen Herberge übernachten (s.u.)
oder bei vorheriger Reservierung das
„Minenarbeitermenü“ bestellen, das
unten im Schacht aufgetischt wird.
Kohtla Kaevanduspark-Museum, Kohtla-
Nõmme, Jaama 1, Tel. 3324017, mobil
5076944, muuseum@kohtla-nommevv.ee,
www.kaevandus park.ee.
Ölschiefer und Umweltpolitik
Die Gegend um Kohtla-Järve will so gar
nicht zu Estlands sonst unberührter Natur-
landschaft passen, die sich in anderen Tei-
len des Landes seinen Besuchern präsen-
tiert. Ölschiefer-Tagebau und Kraftwerke,
Ascheberge und Industrieanlagen, Torfab-
bau und qualmende Schlote prägten lange
Zeit das Gesicht dieses Gebietes und Teile
davon sind noch heute zu sehen. Beson-
ders der Abbau und die Verbrennung des
„braunen Goldes“ richten nach wie vor
große Schäden an. Neben Holz handelt es
sich hierbei schließlich um den einzigen
bedeutenden Naturrohstoff des Landes.
Seit in Järve und Kukruse Anfang des
20. Jahrhunderts erste Gruben entstanden,
hat sich die Ölschieferverbrennung zur
primären Energiequelle Estlands ent-
wickelt. Zu Sowjetzeiten wurde der Öl-
schieferabbau forciert, wobei man erhebli-
chen Raubbau an der Natur betrieben hat.
Doch sicherte dies nicht nur Estlands Ener-
gieversorung, sondern auch die der umlie-
genden russischen Städte sowie der ande-
ren beiden damaligen Sowjetrepubliken
Lettland und Litauen. Zwar ist - nicht zu-
letzt aufgrund des Drucks der Europäi-
schen Union - der Abbau weit zurückge-
gangen, doch sichert er selbst heute noch
90 % der Strom- und Wärmeversorgung
Estlands.
Die Vorkommen, die noch unter der Er-
de schlummern, reichen noch für Jahrzehn-
te aus und jährlich werden mehrere Millio-
nen Tonnen in den Tage- und Untertage-
bauten bei Kothla-Järve gewonnen. Der
hohe Schwefeldioxid- und Staubanteil, der
bei der Verbrennung in Wärmekraftwerken
freigesetzt wird, führte und führt trotz bes-
serer Filtereinrichtungen zu erheblicher
Luftverschmutzung, während der Tage-
bau triste Mondlandschaften hinterließ.
Obgleich die Abbauunternehmen zur Wie-
deraufforstung verpflichtet sind, die lang-
sam greift, sind Spuren des Raubbaus an
der Natur bis heute zu erkennen.
Bis Ende 2015, so hat sich Estland in den
Beitrittsverhandlungen mit der Europäi-
schen Union verpflichtet, soll kein giftiges
Schwefeldioxid mehr ausgestoßen werden.
Da sich Estland ungern von Russland und
dessen Gaslieferungen abhängig machen
möchte, sind erste Ansätze bei der Suche
nach alternativen Energiequellen zu er-
kennen. Erste Windkraftanlagen wurden
bereits aufgebaut, Ziel ist es, bis 2010 den
Anteil der alternativen Energie auf fünf Pro-
zent anzuheben.
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