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auf dem Hügel Vallimägi auf. „Tarvan-
pea“, was übersetzt so viel wie „Kopf
des Auerochsen“ oder „Kopf des Wi-
sent“ bedeutet, wurde die frühzeit-
liche hölzerne Festung der Esten ge-
nannt, die nach der Eroberung der Dä-
nen 1220 durch ein steinernes Kastell
ersetzt wurde. Vom Dänenkönig Erik
VII. Menved bekam der Ort, der nach
und nach durch die Ansiedlung von
Handwerkern und Kaufleuten ange-
wachsen war, das lübische Stadtrecht
verliehen. Zu Hansezeiten profitierte
Wesenberg, wie die Stadt in Anleh-
nung an den ursprünglichen Namen
genannt wurde, von seiner günstigen
Lage.
Wie in ganz Estland wechselten die
Herrscher auch in Rakvere in den
kommenden Jahrhunderten häufig.
Schwedenkönig Gustav II. schenkte
die Stadt Anfang des 17. Jahrhunderts
dem Niederländer Reinhold von Bre-
derode , später ging sie in den Besitz
der Familie Tiesenhausen über. 1870
gab es einen neuen entscheidenden
Einschnitt in der Geschichte der Stadt:
Die Eisenbahnverbindung von Tallinn
nach Narva und St. Petersburg ent-
stand und brachte erneut Wohlstand.
Nach der üblichen Kolchosenbil-
dung zu Sowjetzeiten leben die Be-
wohner heute vor allem von der Holz-
industrie oder arbeiten in der nahe ge-
legenen Fleischfabrik. Nach und nach
wächst der Dienstleistungsbereich,
außerdem wenden sich viele Men-
schen wieder handwerklichen Berufen
zu. So ist 1992 ein Handarbeitsunter-
nehmen entstanden, das seine Waren
nicht nur im ortsansässigen Viru Kä-
sitöö Salong (Handarbeitsgeschäft,
Pikk 16), sondern in ganz Estland an-
bietet.
Besonders stolz sind die Bewohner
Rakveres auf den bedeutendsten Sohn
der Stadt, den international bekannten
Komponisten Arvo Pärt , der allerdings
1980 nach Deutschland zog.
Burg
Die wichtigste Sehenswürdigkeit der
Stadt überragt diese im wahrsten Sin-
ne des Wortes: Hoch auf dem Wall-
berg liegt die Ruine der Burg Rakvere.
Man erreicht sie am besten von der
westlichen Seite, ein Fußweg geht von
der Vallikraavi-Straße ab.
Nachdem die Dänen den hölzernen
Vorgänger durch ein steinernes Kastell
ersetzt hatten, wurde die Burg mehr-
fach umgebaut. 1346 verkauften die
Dänen sie an den Deutschen Orden,
der die Festung zu einem Konvent mit
Innenhof ausbaute und verstärkte.
Russen, Schweden und Polen be-
herrschten sie in den kommenden
Jahrhunderten, bis sie nach zahlrei-
chen Kämpfen und Zerstörungen im
16. und 17. Jahrhundert schließlich an
Bedeutung verlor. Wie die ganze Stadt
ging auch die Burg im 17. Jahrhundert
in den Besitz des Gutsherrn Reinhold
von Brederode über.
1975 wurde die Burg schließlich res-
tauriert und in ein Museum umge-
wandelt. Von Mai bis September
(11-19 Uhr) kann man die Ruine, die
auch eine Gaststätte beherbergt, be-
sichtigen. Vom Kanonenturm aus dem
16. Jahrhundert genießt man den Blick
über den vorderen Burghof und die
 
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