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Kalevipoeg - das estnische Nationalepos
Das estnische Nationalepos „Kalevipoeg“
knüpft an das 1835 erstmals erschienene
finnische Epos „Kalevala“ von Elias Lönnrot
(1802-84) an und berichtet in 19.000
Versen vom Leben des gleichnamigen
Helden.
Kalevipoeg (übersetzt: „Sohn des Kalev“)
ist der jüngste Sohn von Kalev, dem alten,
mythischen König der Esten. Als seine Mut-
ter Linda, die selbst aus einem Birkhuhnei
geboren wurde, ihn zur Welt brachte, war
Kalev bereits tot. Linda schaufelte ihrem
Mann einen Grabhügel, den - so die Le-
gende - heutigen Tallinner Domberg, und
ihre Tränen flossen zu einem See zusam-
men, dem Ülemiste-See (beim Tallinner
Flughafen).
Als junger Mann ist Kalevipoeg bereits
sehr stark, aber noch kein Held - im Ge-
genteil, er begeht eine Reihe von Verbre-
chen, unter anderem vergewaltigt er eine
junge Frau und verursacht ihren Tod. Als
seine Mutter von einem finnischen Zaube-
rer entführt wird, überquert er das Meer
und bittet einen Schmied, ihm ein statt-
liches Schwert zu schmieden. Doch dann
tötet er im betrunkenen Zustand den Sohn
des Schmieds, der ihn daraufhin verflucht:
Kalevipoeg solle eines Tages durch sein ei-
genes Schwert zu Tode kommen.
Derartig versündigt, durchläuft Kalevi-
poeg eine Läuterung, er bereut seine Sün-
den und tut künftig nur noch Gutes. Er setzt
sich für die Armen und Schwachen ein,
baut Städte, Burgen und Brücken, pflügt
Felder und kämpft gegen das Böse - dunk-
le Mächte wie den Teufel, aber auch gegen
fremde Eroberer. Dennoch holt ihn eines
Tages der Fluch ein. In einem Fluss fällt er
über sein eigenes Schwert, wobei ihm die
Beine abgetrennt werden - er verblutet. Im
Jenseits jedoch wird er zum Bewacher des
Höllentors ernannt. Am Ende des Buches
stellt Kreutzwald in Aussicht, dass sich der
Held eines Tages vom Felsen am Rand der
Hölle befreien, nach Estland zurückkom-
men und seinen Landsleuten Freiheit und
Glück bringen werde.
Noch heute sind viele Naturerscheinun-
gen, Straßennamen und Orte in Estland mit
den Sagen um Kalevipoeg verbunden, wie
die oben beschriebene Legende zur Entste-
hung des Tallinner Dombergs und des Sees
Ülemiste. Auch ein estnischer Schokola-
denhersteller ließ sich vom Epos inspirie-
ren, die Kalev-Schokolade ist in allen Läden
erhältlich.
Wer sich für Kalevipoeg interessiert,
kann in der südestnischen Stadt Võru das
Kreutzwaldmuseum besuchen. Die Werke
des Malers Kristjan Raud (siehe „Kunst“),
die man in verschiedenen Museen des Lan-
des findet, illustrieren das Leben des epi-
schen Helden.
sammenzutragen. Doch nach Fähl-
manns Tod 1850 hielt Kreutzwald, der
hauptberuflich als Arzt in der südestni-
schen Stadt Võru arbeitete, an der
Idee des Freundes fest.
Kreutzwald wurde als Sohn eines
Leibeigenen geboren, durfte aber Me-
dizin in Tartu studieren. Fählmann hat-
te ihn über seine Pläne informiert,
nach dem Vorbild „Kalevala“, dem fin-
nischen Nationalepos, ein derartiges
Werk auch für Estland zu schaffen, das
die Identität des Volkes stärken sollte.
Mit Hilfe anderer, die ihm Stücke und
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