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Î PALAZZO MEDICI-RICCARDI
MIT CAPPELLA DEI MAGI * [N7]
schließlich in den Schlaf gefallen -
und den Tag - herkulische, sich aus
inneren Fesseln befreiende Kraft.
Was hier seinen Ausdruck findet, hat
Michelangelo als Gedankenbasis zu
Papier gebracht: „Der Tag und die
Nacht sprechen: Wir haben mit un-
serm schnellen Lauf den Herzog Giuli-
ano zum Tode geführt; es ist durch-
aus billig, dass er dafür Rache nimmt,
wie er es tut, und die Rache ist die-
se, dass er uns, die ihm den Tod ge-
bracht, im Tod noch das Licht genom-
men und mit seinen geschlossenen
Augen auch die unseren verschlos-
sen hat, die nun nicht mehr über die
Erde leuchten. Was hätte er also aus
uns gemacht, indes er lebte?“ Giulia-
no wacht heroisch in antiker Rüstung
als Feldherr über ihnen.
Auch Lorenzo ist in antikem Kos-
tüm zu sehen, nachdenklich aber, ein
trauernder Held. Morgen und Abend
liegen zu seinen Füßen, die in fast
gleicher Körperstellung sich jedoch
durch wenige Änderungen in der ein-
gefrorenen Bewegung grundsätz-
lich unterscheiden: der Morgen ge-
rade erwachend, sich halb aufrich-
tend und dem Traum entreißend, der
Abend teilnahmslos, halb hingesun-
ken, ohne Willen.
μ Piazza Madonna degli Aldobrandini, Tel.
055 2388602, tgl. 8.15-16.50 Uhr, im
Winter nur bis 13.50 Uhr, 2. u. 4. So u.
1., 3. u. 5. Mo. im Monat geschl., Eintritt
6 €, Ticketvorbestellung auf www.firenze
musei.it (3 € Reservierungsgebühr)
Das Zuhause Cosimos I. diente auch
als Verwaltungssitz der umfangrei-
chen Familiengeschäfte. Von außen
abweisend, birgt es in seinem Inne-
ren eine wertvolle Kapelle.
1435 vergab Cosimo den Auftrag,
20 Jahre später war der Palast fer-
tig. In ihm erblickte 1449 Lorenzo der
Prächtige das Licht der Welt, 1659
wurde der Bau an die Familie Riccar-
di verkauft, die ihn erweiterte. Seit
1814 benutzt ihn die Provinzverwal-
tung. Neben dem Palazzo Pitti ë ist
er eines der besten Beispiele für den
Profanbau der Frührenaissance, ge-
schaffen von Michelozzo mit roh be-
hauenen Steinen im unteren Bereich
und einem prächtigen Gesims am
vorkragenden Dach. Trotz der langen
Fensterfluchten wirkt das Gebäude
klobig. Der Innenhof von Michelozzo
zeigt sich hingegen elegant mit Arka-
denumgang, Loggien und einem un-
beschwerten Orpheus. Ungeahnt be-
findet sich im Komplex auch ein Gar-
ten inklusive Springbrunnen.
Über die Haupttreppe vorbei an in
Nischen aufgestellten Statuen geht es
in die erste Etage zur Hauskapelle der
Medici (Cappella dei Magi). Pro Stun-
de sind maximal 68 Besucher erlaubt,
alle sieben Minuten werden acht Per-
sonen hindurchgeschleust. Die Ka-
pelle besteht aus zwei quadratischen
Kammern mit Holzdecke und einem
vielfarbigen Marmorfußboden, die
kleinere beherbergt den Altar. Die far-
benfrohen Fresken stammen von Be-
nozzo Gozzoli (1459): Engelchöre in ei-
ner Landschaft beidseits des Fensters
und „Der Zug der Heiligen Drei Köni-
ge“, an dem nicht nur biblische Gestal-
ten teilnehmen. Mit ihnen reisen die
Medici zu Maria mit dem Kinde.
Snack mit Stil
Bei den Brüdern (Fratelli) Zanobini
(s. S. 31) gibt es unendlich viele Wei-
ne - auch zum Probieren. Dazu wer-
den Snacks für den kleinen Hunger
gereicht.
 
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