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der Bewohner ihren Niederschlag.
Ganz Italien sagt den Florentinern
deshalb eine ausgeprägte Streitlust
nach. Wenn also ein „Auswärtiger“
ihre Stadt kritisiert, wird er unmittel-
bar zum Ziel einer mehr oder weni-
ger heftigen Tirade. Und benennt ein
„Einheimischer“ einen Missstand,
kommt es ebenso unweigerlich zum
Disput - auch wenn man eigentlich
mit ihm gleicher Meinung ist. Lange
aber hält die Gefühlswallung keines-
falls an, binnen Kurzem findet man
einen Weg, den Streit beizulegen.
Vecchio æ vor sich hindümpelt, ein
japanisches Mädchen Träume und
Leben in einem Teich des Giardino
Boboli ë beendet oder eine Mode-
designerin aus dem Palazzo Gurar-
dagni kurzerhand verschwindet -
nichts ist so, wie es auf den ersten
Blick scheint, und der Wachtmeister
benötigt eine gehörige Portion Zeit
und kräftigende Mahlzeiten, um die
Fälle zu einem für ihn befriedigen-
den Schluss zu bringen. Als schlank
würde man ihn keinesfalls bezeich-
nen wollen, sicherlich auch nicht als
schnellen Denker, doch mit der Zeit
treibt er jeden Gauner in die Ecke.
Einmal aber auch nicht. Das „Mons-
ter von Florenz“, das in den 1970er-
und 1980er-Jahren tatsächlich acht
Liebespaare massakrierte und ver-
stümmelte, ist Ziel seiner Ermittlun-
gen im zehnten Fall. Aber er vermag
letztendlich nicht, die Morde endgül-
tig zu klären. Da steht er dann auf
dem Piazzale Michelangelo, sinniert
und blickt in den Sonnenuntergang.
Im 14. und letzten Fall („Vita Nuova“)
wird er auf ein protziges Landgut ge-
rufen, weil die Tochter des Besitzers
einen unschön gewaltsamen Tod ge-
funden hat - Raubmord? Guarnaccia
hat seine Zweifel und sie werden stär-
ker, als klar wird, dass der Vater frü-
her Zuhälter war und jetzt billige Ar-
beitskräfte aus Osteuropa vermittelt.
Sogar Guarnaccia muss nun um das
Leben seiner Familie fürchten.
Alle Fälle von Guarnaccia sind bei
Diogenes (www.diogenes.ch) erschie-
nen und im deutschsprachigen Buch-
handel erhältlich.
WACHTMEISTER
GUARNACCIA
Maresciallo Guarnaccia von den Ca-
rabinieri stammt aus Sizilien, zieht
nach Florenz und mischt die krimi-
nelle Szene der Stadt auf (manchmal
aber auch nicht).
Eigentlich entsprang der Wacht-
meister ja der Fantasie der englischen
Autorin Magdalen Nabb (1947-
2007), doch die mehr als 30 Jahre,
die Nabb in Florenz lebte, machten
sie zu einer der herausragenden Spe-
zialistinnen für die Stadt - und mit
ihr den Wachtmeister. Etwas trottelig
nach außen, doch mit einem Auge für
die wesentlichen Nebensächlichkei-
ten, das zur Aufklärung unabdinglich
ist, wie man seit Inspector Columbo
bestens weiß, löst er einen Fall nach
dem anderen, immerhin 14 Stück in
ebenso vielen Büchern.
Meist geschehen die Morde in Olt-
rarno südlich des Arno und Guarnac-
cia macht sich dann von seinem Re-
vier im Palazzo Pitti ë auf die Su-
che. Ob eine Tote im Pelzmantel, die
außer einer Perlenkette nichts da-
runter trägt, im Arno bei dem Ponte
 
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