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aus dem 18. Jahrhundert. Die Planer
versuchen, die Infrastruktur in den Sa-
nierungsgebieten zu erhalten; die
schattigen Innenhöfe, die Säulengänge
tragen zum Wohlbefinden bei. Anders
als bei uns, wo vielfach das Interesse
des Investors über dem Willen der Be-
wohner und Benutzer steht, versucht
man eine gemeinsame Lösung zu erar-
beiten, die die Lebensqualität erhält.
Allerdings leben auch viele cubani-
sche Schriftsteller in der Angst, mit
ihren Worten dem Staat zu missfallen.
So erging es auch dem oben zitierten
Padilla. Er hatte Ende 1967 in einer Li-
teraturzeitschrift einen Roman von Li-
sandro Otero als minderwertig abge-
tan und als Gegenbeispiel Cabrera In-
fantes „Tres tristes Tigres“ angeführt.
Der war allerdings von der Regierung
schon als konterrevolutionär einge-
stuft worden. Das Ergebnis: die Zei-
tungsredaktion musste zurücktreten
und Padilla erhielt Ausreiseverbot. Sein
Buch „Außerhalb des Spiels“ bekam
zwar einen Preis des Schriftstellerver-
bandes UNEAC, der Vorstand dis-
tanzierte sich jedoch vom Werk und
beschimpfte den ideologischen Stand-
punkt des Autors, der dazu verpflich-
tet sei, zum Aufbau der Revolution bei-
zutragen. 1971 wurde er sogar verhaf-
tet, nach einem Monat entließ man
ihn, da er „eine Selbstkritik“ veröffent-
licht hatte. Sich aufzuspielen sei un-
nütz, sagte er später, das Überleben
erschien ihm interessanter.
In der Vergangenheit haben immer
wieder kritische Denker das Land ver-
lassen und die Emigration der Repres-
sion vorgezogen, und auch heute ist
die Repression gegenüber Andersden-
kenden und Intellektuellen groß.
Der bekannteste cubanische Schrift-
steller im 20. Jahrhundert war sicher
Alejo Carpentier.
Literatur
„Den Poeten - werft ihn hinaus!
Dieser Schlechtgelaunte,
des Sommers mit schwarzer Brille
unter der wachsenden Sonne,
ist ein Spielverderber.“ (Herbeto Padilla)
Die cubanische Literatur ist eine Ent-
deckungsreise in die karibische Men-
talität, die sich auch in deutscher Spra-
che durchführen lässt. Alle wichtigen
Autoren sind übersetzt. Sie lesen ein
Feuerwerk von Gedanken, Sprachwitz
und machen die Bekanntschaft einer
weitgehend unbekannten Literatur.
Allwöchentlich treffen sich literatur-
begeisterte Inselbewohner in ihren ört-
lichen Kulturhäusern, Fabriken, Schu-
len oder sonstigen zugänglichen
Räumlichkeiten, um sich gegenseitig
ihre Werke vorzulesen, Gedichte zu zi-
tieren und vor allem, um danach darü-
ber zu diskutieren. Fast 500 dieser tal-
leres literarios gibt es im ganzen Land.
Das Besondere ist, dass hier Soldaten,
Schüler, Rentner, Verkäuferinnen und
Bauern zusammen über Prosa, Novel-
len und Kurzgeschichten sprechen und
dabei keine Berührungsängste haben.
Alejo Carpentier
Er wurde 1904 in La Habana geboren,
studierte Literatur und begann früh zu
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