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vorhandenen Materialien wie Kalk-
stein und dem nicht sehr festen Koral-
lengestein. Als Holz wurde das weiche
Zedernholz und das eisenharte Que-
bracho (Quibrahacha) verwendet.
wuchern keine Slumviertel! Deshalb ist
La Habana eine der wenigen Haupt-
städte in Mittelamerika ohne Slums. Es
wurden stattdessen die ländlichen Re-
gionen gefördert. Lediglich einige be-
deutende Kulturdenkmäler konnten
damals restauriert werden. In den Au-
ßenbezirken entstanden neue Wohn-
blocks, teilweise durch die Mikrobri-
gaden, die aus Handwerkern bestan-
den, die von ihrer normalen Arbeit für
einige Stunden am Tag freigestellt wur-
den. In Habana hat sich der histori-
sche Kern ausgeweitet, die Stadt ist le-
bendig gewachsen. Das Gegenbei-
spiel ist Trinidad, das, nachdem der
Zuckerboom zu Ende war, in einen
Dornröschenschlaf verfiel. In Habana
verlegte sich das moderne Leben ab
1900 in das aufstrebende Viertel
Vedado, man ließ die Altstadt erst mal
so stehen.
Heute muss die Sanierung nachge-
holt werden, und das mit Eile. Man
gründete die Kleinbrigaden, die das
Baumaterial von der Regierung erhiel-
ten und die Arbeit unter fachkundiger
Anleitung selbst verrichteten. In Haba-
na vieja stürzen immer noch Häuser
ein. Viele Familien wohnen unter Plas-
tikplanen in den Ruinen der Häuser
weiter. Wenn die Trümmer beseitigt
sind, entstehen neue Leerflächen. Ein
Bebauungsplan, der durch Architekten
und andere Fachleute ausgearbeitet
wurde, versucht nach stadtplaneri-
schen Gesichtspunkten die Baulücken
zu schließen. In vielen Häusern gibt es
keinen Strom und keine Kanalisation,
an andern Stellen ist das Netz der Ka-
nalrohre völlig marode. Es stammt z. T.
Rettung historischer Zentren
Luis Lápidus ist der Direktor des Cen-
tro Nacional de Conservación, Restau-
ración y Museologia. Er hat die schwe-
re Aufgabe übernommen, die Altstadt
von La Habana, die 1982 zum Kul-
turerbe der Menschheit erklärt wur-
de, vor dem Verfall zu retten. Unter-
stützt wurde er dabei von der Eigen-
schaft der Cubaner, ihre Geschichte
zu lieben, was ja nicht gerade selbst-
verständlich ist. La Habana ist das
größte Architekturmuseum, das ich
jemals gesehen habe. Ich bin begeis-
tert, mit welcher Energie die Cubaner
den Kampf gegen Moder, Zerfall, Ter-
mitenfraß und Baufehler aufgenom-
men haben - und das bei der Materi-
alknappheit. Habanas Altstadt ist die
besterhaltenste in der gesamten Kari-
bik, so unglaublich sich das anhört.
Nach der Revolution von 1959 war
die Politik der Regierung auf die Be-
freiung der Menschen von materieller
Not gerichtet. Da mussten die Häuser
erst einmal zurückstehen. Später wur-
de noch ein anderer Faktor von der
Castro-Regierung entdeckt und umge-
setzt: Wenn man kein Geld in die
Hauptstadt pumpt, verhindert man
den uferlosen Zustrom der Landbevöl-
kerung in die Metropole. Wenn nicht
alle in die Hauptstadt strömen, ent-
steht keine Wohnungsnot dort und es
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