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mer, nur bei größeren Ensembles
kommt mal ein Kreis vor. Diese Archi-
tekturrichtung umfasste alle Elemente
des Hauses: Wandflächen, Decken
und Eingangsportale unterwarfen sich
einer formalen Beziehung, die auf den
Gesamteindruck ausgerichtet war. Es
kamen die Säulen mit den schlichten
dorischen oder den blattgeschmück-
ten korinthischen Kapitellen und
Plinthen hinzu. Durch den Reichtum
der Zuckerbarone verbreitete sich die-
ser Stil rasch bis in den letzten Winkel
der Insel. Auch in kleineren Städten
wie Matanzas und Cienfuegos kann
man heute noch prächtige Stadthäu-
ser im klassizistischen Stil bewundern.
Um den wuchtigen Säulen etwas
Gleichwertiges an die Seite zu stellen,
kamen oft noch Scheingiebel hinzu.
Selbst die kleinsten, einstöckigen
Häuser in der Provinz bekamen noch
Säulen verpasst. Gefördert und ver-
breitet wurde dieser französisch ange-
hauchte Klassizismus von der Kunst-
akademie San Alejandro in La Habana.
Anfang des 20. Jh. kam der Jugend-
stil in Europa auf, ein heiteres Spiel mit
floralen, geschwungenen Linien und
Bögen. In Cuba konnte sich der mo-
dernismo genannte Stil nicht so stark
durchsetzten. Bei den konservativen
Geschäftsleuten stieß das ungezwun-
gene Spiel mit dem Dekorativen auf
wenig Gegenliebe, man bevorzugte
weiterhin die imposante Strenge klas-
sizistischer Gebäude. Nur wenige
ließen sich ganze Gebäude in der neu-
en Architekturrichtung bauen, die meis-
ten begnügten sich mit einigen dekora-
tiven Elementen an den Außenwänden.
Im 17. Jh. wurden die Handwerker-
häuser durch die ersten europäisch
geprägten Stileinflüsse abgelöst. Der
Barock setzte sich durch, allerdings in
einer etwas anderen Form als der spa-
nische Barock. Zuerst nur als Kirchen-
architektur, doch bald begannen auch
reiche Hausbesitzer die verschwende-
rische Pracht der Bögen und Borten in
ihre Häuser zu integrieren, in der Re-
gel nur als angebaute Eingangsportale.
Der Anfang des neunzehnten Jahr-
hunderts in Europa aufkommende
Klassizismus beeinflusste die cubani-
sche Architektur wesentlich tiefgrei-
fender. Hier dominiert die strenge Ge-
rade, rechwinklig bis in die letzte Kam-
Auch die Dorfapotheke sieht gut aus
 
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