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Eine ähnlich lang zurückreichende Tradition besitzen auch tonkerami-
sche Baustoffe, z. B. Mauer- und Dachziegel sowie Wandverkleidungs-
platten, Kacheln und Rohre. In das Bewusstsein der Öffentlichkeit haben
sich vor allem Ziegel eingeprägt, die im „Alten“ Rom mit ganz typi-
schem Format, flacher als heute, hergestellt wurden. Sie werden auch
heute noch in arabischen Ländern produziert. Wer das Pergamonmuse-
um in Berlin besucht hat, erinnert sich gewiss an das Ischtar-Tor mit
Prozessionsstraße (etwa um 575 v. Chr.), die mit blau-, gelb-, braun- und
grünglasierten und teilweise reliefierten Kacheln aus Keramik verkleidet
bzw. geschmückt sind. Ofenkacheln aus Majolika oder Fayence erfreuen
Schloss- und Museums-Besucher immer wieder.
I Deinition Unter Majolika versteht man einen tonkeramischen Werk-
stoff, der dem Steingut ähnelt. Der Scherben ist porös, relativ feinkristal-
lin und creme- bis gelbfarbig. Die in der Regel bleioxidhaltigen Glasuren
können farblos transparent, weißgetrübt oder farbig sein. [ 1 ]
I Deinition Im Unterschied dazu kommt Fayence dem Steinzeug nä-
her. Der Scherben enthält zwar noch geschlossene Poren, ist aber dicht
und meist farbig in Abhängigkeit von den Tonrohstoffen. Die Tone ent-
halten entsprechend der geringen damaligen Kenntnisse zu Lagerstätten
sehr viel Kalk und auch färbende Oxide. Um Erzeugnisse zu erhalten,
die ein bisschen dem Porzellan ähnelten, wurden die farbigen Scherben
mit einer weißdeckenden Zinnglasur überzogen. Die Farbe des Scher-
bens sah man erst beim Bruch der Erzeugnisse. Heute bekennt man sich
zu den verunreinigten Tonen als Spezifikum der Fayence.
Man stellte aber auch schon vor der Zeitenwende fest, dass sich to-
nige Rohstoffe, wenn sie der Hitze durch ein Feuer ausgesetzt werden,
nicht nur in ein festes Produkt umwandeln, sondern dass diese Erzeug-
nisse selbst auch hohe und höchste Temperaturen aushalten können. Es
lag nahe, geformte Steine und ungeformte Massen aus speziellen Tonen,
die erst oberhalb von 1300 °C deformieren, als Ofenbaustoffe einzuset-
zen. Erweichen solche Tone erst oberhalb 1500 °C, werden sie heute als
feuerfest bezeichnet.
Schon vor über 2000 Jahren beobachtete man die geringe Korrosi-
onsanfälligkeit der verschiedenen Keramikerzeugnisse. Man registrierte
 
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