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menNachbarn.“DiePortugiesenihrerseitshaltendie„hermanos“(hinter
vorgehaltener Hand wohlgemerkt) für laut und aggressiv. Gleichzeitig
schauen sie neidisch hinüber zum Nachbarn. Im Grenzbereich, wo schon
immer Handelsbeziehungen und Schmuggel mit den Spaniern florierten,
sind die Animositäten nicht ganz so ausgeprägt.
Portugal ist ein kleines Land und kann im wirtschaftlichen Bereich
kaum mit Spanien konkurrieren. Kaufkraft und Pro-Kopf-Einkommen
derPortugiesensindweitausgeringeralsdasihrerNachbarn.Dennochist
das Land in vielen Dingen weiter entwickelt als Spanien. So gibt es bei-
spielsweise in ganz Portugal, teilweise auch in den kleinsten Dörfern,
staatlich geförderte kostenlose Internetzentren, die sich „Espaço Internet“
nennen. Auch die Stadtbibliotheken sind generell mit Internetzugang aus-
gestattet. Und schon seit Jahren wird in Portugal der Müll getrennt. Auch
im Bereich der Hygiene haben die Portugiesen in den letzten zehn Jahren
große Fortschritte gemacht. In den Restaurants ist es heutzutage generell
sehrsauber.NiemandwirdanderTheke,wieinSpanienoftüblich,Pista-
zienschalen, Zigarettenkippen oder sonst irgendwelchen Müll auf den Bo-
den werfen; oder in Geschäften offene Lebensmittel wie Brot oder Wurst
mit bloßen Händen anfassen. Auch das Nichtraucherschutzgesetz von
2008 hat sich in Portugal ohne große Probleme durchgesetzt. Während es
in Spanien fast nur Raucherlokale gibt, sind in Portugal alle gastronomi-
schen Betriebe rauchfrei, mit Ausnahme von kleinen Bars und Pubs. An-
dererseits ist das portugiesische Bildungs- und Gesundheitswesen im Ver-
gleich zu Spanien sehr rückständig.
Der größte Unterschied zwischen den beiden Völkern liegt eindeutig in
der Mentalität. Die Portugiesen sind reservierter und weniger spontan
als die Spanier. Die in Spanien frenetisch gefeierte Osterwoche „Semana
Santa“ beispielsweise nimmt im ebenso katholischen Portugal nicht an-
satzweise solche theatralischen Ausmaße an. Es gibt zwar auch Umzüge
undProzessionen,dieaberimGegensatzzudenpompösen„Romarias“in
SüdspanienwieTrauerzügewirken.ÜberhauptsindPortugals„festas“ge-
nerell weniger temperamentvoll als die „fiestas“ der Nachbarn. Fernando
Pessoa beschrieb die Spanier als „Volk der Intensität“, während er seine
Landsleuteals„VolkderGefühleundAngst“charakterisierte.Vielleichtist
dieMusikhierdasbesteBarometer:diePortugiesenweinenbeimFado,die
Spanier tanzen zum Flamenco. (Siehe auch das Kap. „Denkweisen und
Verhaltensformen“.)
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