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Portugiesen und Spanier - ungleiche Geschwister
Im Bewusstsein vieler Ausländer sind die beiden iberischen Völker ein und
dasselbe oder sich zumindest sehr ähnlich. Das ist ein Missverständnis:
Trotz einiger historischer und äußerlicher Gemeinsamkeiten und ver-
wandtschaftlicher Verwicklungen unterscheiden sich Portugiesen und
Spanier wesentlichinihrerMentalitätundvoralleminihrerSprache.Das
PortugiesischeunddasSpanischehabenzwardiegleicheBasis,diesichaus
dem Vulgärlatein der Römer ableitet, doch sind Aussprache und Wort-
schatz komplett verschieden. Die Spanier tun sich schwer mit Portugie-
sisch, die Portugiesen dagegen sprechen und verstehen überwiegend Spa-
nisch und beschweren sich über das mangelnde Bemühen der Nachbarn.
Das Misstrauen zwischen den beiden Völkern ist offenkundig. Ein altes
portugiesisches Sprichwort sagt: „Da Espanha, só vem maus ventos e
maus casamentos.“ - „Aus Spanien kommen nur schlechte Winde und
schlechte Hochzeiten.“ Was sich auf den kalten Ostwind und die strategi-
schen Hochzeiten der mittelalterlichen Dynastien (die sich meist negativ
auf Portugal auswirkten) bezieht. Diese populäre Aussage zitierte Portu-
galsbekanntesterPolitikerMárioSoareseinstineinem1981veröffentlich-
tenBuch.VondemspanischenJournalistenEduardoSotillosdaraufange-
sprochen, antwortete er: „Schauen Sie, Sotillos, ein Land wie Portugal
braucht eine Selbstbestätigung. - Und dazu eignet sich nichts besser, als
dienationaleSelbstaufwertunggegendendominanterenNachbarneinzu-
setzen.“ Jahre später schlug die spanische Tageszeitung „El Pais“ in die
gleiche Bresche: „ ...die portugiesische Identität formierte sich zum Groß-
teil in der Opposition und Vorsicht gegenüber dem größeren Nachbarn.“
Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder
sind heutzutage partnerschaftlich ausgerichtet. Der interkulturelle Aus-
tauschfloriertvorallemimBereichdesTourismus.Dennochistbesonders
aufportugiesischerSeitenochimmer ein Hauch von Argwohn zuspüren.
Zu oft wurde man von Spanien gedemütigt und diskriminiert. Vertrauen
ist gut, Vorsicht noch besser, ist die Devise. Aus diesem Grund werden
auchVorstößezumThemaeiner„IberischenUnion“heftigundemotional
diskutiert. (Siehe dazu auch das Kap. „Ein Blick in die Zukunft: Iberia -
nur eine Utopie?“.)
Die Spanier selbst scheinen Portugal oft nicht wirklich wahrzunehmen,
allenfalls als günstiges Ausflugs- und Ferienziel. Fragt man nach ihrer
Meinung über Land und Leute, fallen die Antworten meist dürftig aus:
„Was sollen wir schon über die Portugiesen denken?! Sie sind unsere ar-
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