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„Ciganos“ - die ethnische
Minderheit in Portugal
In Portugal leben nach offiziellen
Schätzungen derzeit um die 40.000
Roma. Man geht davon aus, dass
die Volksgruppe der Sinti und Roma
bereits im 12.Jh. aus Indien nach
Europa kam. Der erste literarische
Hinweis in Portugal geht auf das
Theaterstück „Farsa de Ciganos“
(„Das Spiel der Zigeuner“) von
Gil
Vicente
aus dem Jahr 1521 zurück,
wo der mittelalterliche Dramaturg
erstmals das Leben des fahrenden
Volkes beschreibt. Auch heute le-
ben viele Familien als Nomaden oder halb-sesshaft und sind mehr oder
weniger gut in die portugiesische Gesellschaft integriert.
Das Leben der
Ciganos,
wie die Portugiesen die Roma nennen, ist aller-
dings alles andere als romantisch. „Sie sind Portugiesen, doch
die am
meisten diskriminierte Minderheit“,
meint
José Gabriel Bastos
vom Stu-
dienzentrum für ethnische Minderheiten der Universität Lissabon. In den
Großstädten leben die meisten
Ciganos
in Sozialwohnungen. Seit 1996 er-
halten diejenigen, die einen festen Wohnsitz nachweisen können, eine
staatlich finanzierte Sozialhilfe, was jedoch die Armutssituation nicht we-
sentlich verbesserte. Oft leben die Familienclans in Baracken oder Blech-
hütten, wenn nicht gar ohne festes Dach über dem Kopf in provisorischen
Teppichzelten. Die
Ciganos
sind augenscheinlich wesentlich ärmer als bei-
spielsweise ihre Verwandten in Spanien oder Frankreich. Nicht selten trifft
man noch auf Großfamilien, die mit Pferdewagen und Eseln unterwegs
sind. Am häufigsten sind sie als Händler auf den beliebten Monatsmärkten
präsent, wo sie Kleider, Schuhe, Geschirr oder Schmuck anbieten. Mittler-
weile sind die
Mercados
(Märkte) oder
Feiras
(Straßenmärkte) regelrechte
Touristenattraktionen.
Eines der größten Probleme ist die
mangelnde Schuldbildung.
Die Ro-
ma-Kinder besuchen nicht immer die Schule und wenn, dann kommt es
häufig vor, dass die Mädchen ab ihrem 10. Lebensjahr vom Unterricht fern
gehalten werden. Die Eltern fürchten vor allem Beziehungen und Heiraten
außerhalb ihrer Gemeinschaft und sehen die Bildungseinrichtungen als
Gefahr für ihre Kultur an. Im Jahr 2009 beklagte der Präsident des Natio-
nalen Kinderschutzbundes,
Armando Leandro,
laut Nachrichtenagentur