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mehr finden. Die ersten Afrikaner wurden im 15.Jh. mit den Karavellen
als Sklaven nach Portugal verschleppt. Historiker sprechen von 150.000
Sklaven, die auf diesem Wege nach Portugal kamen. Im 16.Jh. war jeder
fünfte Lissabonner schwarzafrikanischer Herkunft. Die Versklavten muss-
ten in den Herrenhäusern dienen und konnten behandelt werden, wie es
den Donos („Eigentümern“) beliebte. (Siehe auch den Exkurs „Das Ge-
schäft mit Menschen“.)
Mit der Freigabe der Kolonien nach der Nelkenrevolution kamen so-
wohl in Afrika geborene Portugiesen als auch die im Kolonialkrieg kämp-
fenden Soldaten mit ihren afrikanischen Familien zurück ins Heimatland.
Auch wurden Arbeiter für die Bauwirtschaft in Portugal angeworben. Die
Bevölkerung war auf die Fremden nicht vorbereitet. Das konservativ ge-
prägte Mutterland konnte weder mit den retornados (den „Rückkehrern“)
noch mit den pretos, wie die Schwarzafrikaner abfällig genannt wurden
(und bis heute genannt werden), etwas anfangen. Bis die afrikanischen
Einwanderer mit Respekt und Toleranz rechnen konnten, sollten noch vie-
le Jahre vergehen. Offen zugeben würde den Rassismus gegenüber dun-
kelhäutigen Ausländern niemand.
Sicherlich muss man den Portugiesen beim Umgang mit den Fremden
einen hasserfüllten Rechtsradikalismus absprechen. Man wird kaum von
gewalttätigen Übergriffen auf Minderheiten hören. Dennoch ist die Dis-
kriminierung unterschwellig in der Gesellschaft vorhanden. Die öf-
fentliche Meinung stellt sich unter farbigen Einwanderern immer noch
Menschen mit geringer oder fehlender beruflicher Qualifikation vor. Ku-
rioserweise verbinden die nordeuropäischen Länder vielfach genau das
gleiche Image mit portugiesischen Arbeitern. Im Sport und in der Musik
dagegen steht man Afrikanern oder afrikanisch-stämmigen Menschen
durchweg positiv gegenüber. Der Fußballer Eusébio beispielsweise war in
den 1960er-Jahren einer der ersten afrikanischen Sportler, der für ein por-
tugiesisches Nationalteam spielte. Er erfreut sich bis heute großer Aner-
kennung im Land.
Die afrikanischen Einwanderer, die nach 1974 ins Land kamen, sahen
sich einer desolaten Wohnsituation ausgesetzt. Für die vielen Menschen
gab es entweder überhaupt keine Wohnungen oder nur völlig unzumut-
bare. In den Innenstädten wollte man keine Afrikaner haben, in den Vor-
orten war nicht genügend Wohnraum vorhanden. Gettos bildeten sich,
nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Initiative der lokalen Gemeindever-
tretungen, die der Ausgrenzung tatenlos zusahen. Bis heute sind Straßen-
viertel in den Bezirken Amadora, Loures, Odivelas, Cascais, Almada und
Setúbal die größten Krisenherde im Land. Das Leben in Favela-ähnlichen
Blechsiedlungen und hohe Kriminalitätsraten machen hier den Menschen
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