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Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte 2007 anlässlich der Ausstellung „No-
vos Mundos - Neue Welten. Portugal und das Zeitalter der Entdeckun-
gen“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin: „Die aus den portu-
giesischen Entdeckungen resultierenden Begegnungen der ,Alten Welt'
mit den ,Neuen Welten' bestimmten auch in starkem Maße das kollektive
Bewusstsein Europas. Die kulturelle Vielfältigkeit Europas macht unser
großes gemeinsames Kapital in einer globalisierten Welt aus.“ Sicher hat
Europa dem kleinen Portugal viel zu verdanken. Und ebenso sicher bot
die Einbindung in die europäische Gemeinschaft dem Land eine Zukunft,
die vor der Nelkenrevolution reinste Utopie war.
Und heute? Ja, es gibt ein modernes Portugal. Es erscheint in Form von
hippen Metrostationen und Shoppingcentern, futuristisch anmutenden
Brücken und Bahnhöfen, gläsernen Türmen und Solarparks, ultramodern
ausgestatteten Multimedia-Bibliotheken und staatlich geförderten kosten-
losen Internetzentren.
Wer durch das 1998 im Rahmen der Weltausstellung entstandene Stadt-
viertel Parque das Nações (Park der Nationen) im Osten der Hauptstadt
Lissabon schlendert, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Zur Expo 98
hatte die Stadt das heruntergekommene, brachliegende Hafengelände zu
einem hellen, freundlichen und modernen Wohn- und Geschäftspark an
den Ufern des Tejo ausgebaut. Das Ganze mit dem Themenschwerpunkt
„Lebensraum Meer und Wasser“ - wie könnte es anders sein im Land der
Seefahrer. Gebäude und Infrastrukturen der Expo wurden harmonisch in
das Stadtviertel integriert. Eine Gondelbahn schwebt dort an einer Res-
taurantmeile vorbei, am Aussichtsturm in Segelform Torre Vasco da Gama
entlang bis zum Ozeanarium, übrigens dem größten Europas. Superlati-
ven wurden geschaffen, ganz wie es der glorreichen Seefahrergeschichte
gebührt. Die längste Brücke Europas gleich nebenan ist auch ein Expo-
Bauprojekt: 17 Kilometer lang ist die weiße, ebenfalls Vasco da Gama ge-
widmete Stahlbrücke über den Tejo. Stararchitekten wie der weit über Por-
tugals Grenzen bekannte Siza Vieira verwirklichten sich in den Pavillons
und Gebäuden der Expo 98.
Doch stehen seither viele der einstigen Pavillons leer und warten noch
auf eine praktische Verwertung. Gleichzeitig droht der Parque das Naçõ-
es von Jahr zu Jahr in immer kühneren Hochhausreihen und Betonmeilen
zu versinken. Das einst weitläufige Gelände, das vor allem durch viel
Raum und Licht überzeugte, ist bis auf den letzten Quadratmeter verplant
und bebaut und droht vom überhandnehmenden Straßenverkehr ver-
schlungen zu werden.
Doch nicht nur in der Architektur geht Portugal neue Wege. Junge De-
signer und Medienschaffende, Schriftsteller, Künstler, Politiker und Wis-
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