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Zwei Drittel der 225.000 Mann starken portugiesischen Armee kämpften
in Afrika. Schwere Verluste wurden zum internen Problem für den Allein-
herrscher. Man sagt, Portugal verlor in den Kolonialkriegen (Guerras Ultra-
mar) genauso viele Soldaten wie die USA zeitgleich in Vietnam. Nicht we-
niger Menschen starben auf der afrikanischen Seite.
Ende der 1960er-Jahre formierte sich im Militär und unter den linken
Studentenvereinigungen zunehmender Widerstand gegen Salazar und
seine Politik. Der Anführer der kommunistischen Partei (PCP - Partido Co-
munista Português) Álvaro Cunhal war ein berühmter Untergrundheld
der Resistência. Zwölf Jahre lang saß er in Peniche im Festungsverlies in
Isolierungshaft ein. 1961 konnte er in einer spektakulären Befreiungsakti-
on flüchten und ging danach ins Exil in die Sowjetunion und nach Tsche-
chien. Auch andere politische Gruppierungen versuchten, vom Exil aus
Widerstand zu leisten. Mário Soáres, Gründer der Sozialistischen Partei
(PS- Partido Socialista) und späterer Premierminister und Staatspräsident,
agierte zunächst von Deutschland und Frankreich aus. 1968 erlitt Salazar
einen Hirnschlag, an dem er zwei Jahre später starb. Die Diktatur über-
lebte ihn noch vier weitere Jahre. Er hinterließ seinem Nachfolger Marce-
lo Caetano ein finanziell ruiniertes, politisch isoliertes und zutiefst verun-
sichertes Land.
Die Nelkenrevolution (25. April 1974)
Die führenden Militärs erkannten zunehmend, dass weder die Kolonial-
kriege noch die politische Führung eine Lösung für die desolate wirt-
schaftliche und soziokulturelle Situation des Landes brachten. Widerstand
machte sich auch unter den Soldaten breit. Das unnötige Blutvergießen in
den Kolonialkriegen ergab keinen Sinn. Eine Gruppe von Offizieren, die
Capitães de Abril - allen voran der mutige Hauptmann Salgueiro Maia -
entfachte vom Alentejo aus eine Revolution. Im ganzen Land verteilt for-
mierten sich revoltierende Einheiten zum Einmarsch in die Hauptstadt. Sal-
gueiros Truppe war die größte und wichtigste Einheit und begann ihren
Marsch auf Lissabon von Grandola im südlichen Alentejo aus.
Das verbotene Lied „Grândola Vila Morena“ von José Afonso wurde zur
historischen Revolutionshymne, die Textpassage O Povo é quem mais or-
dena - „Das Volk hat das Sagen“ - zum gefeierten Schlachtruf. Am 25.
April 1974 kurz nach Mitternacht ließ die Sendestation des Radioclube
Português das Lied über den Äther erklingen: das Startsignal für die Offi-
ziere in den Kasernen von Porto, Lissabon und Grandola. Die Revolution
ging demnach nicht vom portugiesischen Volk, sondern von einigen Ein-
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