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Die Schwäche des tief verwundeten Landes machten sich die Feinde zu-
nutze. 1761 marschierten Spanier und Franzosen ein, aber Portugal konn-
te seine Unabhängigkeit verteidigen. Die Grenze wurde erneut befestigt
und das Heer reformiert. Trotzdem besetzte Napoleon 1807 die Stadt
Lissabon und Teile des Landes als Antwort auf Portugals Handelsbezie-
hungen mit England. Das Königshaus unter João VI. samt Hofstaat flüch-
tete wenig staatsmännisch ins Exil nach Brasilien. Zwölf Jahre lang wurde
das Mutterland nun von einer Kolonie aus regiert, was in Europa bis dahin
einmalig war. Einmal mehr kamen die Engländer militärisch zu Hilfe und
drängten die Franzosen zurück. Dafür nahm die Abhängigkeit zum eng-
lischen Beschützer weiter zu, Portugal wurde zum britischen Protektorat.
Unter der autoritären Verwaltung des englischen General Beresford, der
auch das Oberkommando über die portugiesischen Truppen hatte, wurde
die Autonomie Portugals immer mehr beschnitten.
Die Unruhen verschärften sich in der Bevölkerung. Eine Gruppe Libera-
ler aus Porto revoltierte gegen diese Bevormundung durch England und
entfachte einen Putsch. Die Königsfamilie sah sich gezwungen zurückzu-
kommen, als 1820 eine radikal-liberale Verfassung ausgerufen wurde. Die-
se sah auch die Beendigung der Inquisition vor. Der Königssohn Miguel,
ein Anhänger des Absolutismus, weigerte sich, eine solche Verfassung an-
zuerkennen. Sein liberal eingestellter älterer Bruder Pedro, der als Verwal-
ter in Brasilien geblieben war, favorisierte eine konstitutionelle Monarchie.
Der Konflikt verstärkte sich und führte zu einem jahrelangen Bruderkrieg,
der als Miguelistenkrieg in die portugiesische Geschichte einging.
Dazu kam der Verlust der wichtigsten Kolonie und Einnahmequelle:
1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit vom Mutterland. Dom Pe-
dro, erstgeborener Sohn des portugiesischen Königs João VI. und eben
oppositioneller Bruder Miguels, deklarierte in einem symbolischen Akt
„Unabhängigkeit oder Tod“ für Brasilien und erklärte sich zum Kaiser Pe-
dro I. von Brasilien. Das mittlerweile tief verschuldete portugiesische Kö-
nigreich seines Vaters konnte ihm nichts entgegenhalten.
Später dankte er ab, überließ seinem Sohn Pedro II. die Regentschaft über
die ehemalige Kolonie und kam ins Mutterland zurück, um Miguel vom in-
zwischen bestiegenen Thron zu stürzen. Aus den entscheidenden Kämpfen
der Jahre 1832 bis 1834 ging Dom Pedro schließlich als Sieger hervor. Er
setzte eine liberale Verfassung ein, ließ alle Männerkloster schließen, be-
gann mit dem Bau der Eisenbahnverbindungen und beruhigte die politische
Lage. Die Thronfolge übernahm seine Tochter Maria II. Nach einer kurzen
Phase der Stabilität unter Maria II. und deren Nachfolger Dom Luis I. nah-
men anti-monarchistische Bewegungen in der Bevölkerung zu. Die Eng-
länder verlangten inzwischen Gebiete in den portugiesischen Kolonien zur
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