Travel Reference
In-Depth Information
dieses Wiederaufbaus: weite parallel verlaufende Prachtstraßen, Plätze,
klassizistisch geradlinig angelegte Häuser im Schachbrettmuster. Die ers-
tenerdbebensicherenGebäudeEuropasentstandenundmachtenLissabon
zur modernsten Stadt der Zeit.
Später, im Jahr 1774, nutzte Pombal die Erfahrungen aus der Haupt-
stadt, um am portugiesischen Mündungsdelta des Rio Guadiana in nur
fünf Monaten eine „königliche“ Stadt aus dem Nichts zu errichten. Vila
Real de Santo António wurde nach den gleichen Plänen und mit densel-
ben Ingenieuren wie Lissabon gebaut. Nicht zuletzt erhoffte sich der Mi-
nister, dem ewigen spanischen Rivalen durch die neue Stadt die Waren-
kontrolle und den Fischhandel am Guadiana abzunehmen.
Bei seinen Reformbestrebungen im Finanz-, Bildungs- und Handels-
wesen war der Marquês zielstrebig und ehrgeizig, er bekämpfte so man-
che Lobby mitleidslos, wenn sie ihm im Weg stand. Er ließ die Jesuiten
aus dem Land jagen und auch die Abschaffung der Sklaverei war ein er-
klärtes Ziel des Politikers. Doch entwickelte er sich selbst zum Despoten
und machte sich mit seinem autoritären Führungsstil im Volk zuneh-
mend unbeliebt.
Nach dem Tod des ihm wohlgesonnenen Königs José I. ging der Thron
an die konservative katholische Königin Dona Maria I. über, der die Ma-
chenschaften des Erneuerers und Freimaurers ein Dorn im Auge waren.
Kurz nach ihrem Amtsantritt 1777 entließ sie den in Ungnade Gefallenen
und schickte ihn in die Verbannung in ein kleines Nest im Norden, das
bis heute seinen Namen trägt. 1782 starb der Marquês in besagtem Pom-
bal resigniert und ignoriert.
dicht Poème sur le desastre de Lisbonne („Gedicht über das Desaster von
Lissabon“).
Das Beben erschütterte nicht nur die Gebäude und Architektur der
Stadt. In dem streng katholischen Land warfen sich Fragen in der gläubi-
gen und abergläubischen Bevölkerung auf. Die Tatsache, dass das Un-
glück an einem religiösen Festtag geschah und über zwanzig bedeutende
Kirchen Lissabons zerstörte, ließ eine göttliche Strafe befürchten. Auch
politisch löste das Terramoto de Lisboa grundlegende Änderungen aus.
Der vom König geförderte, aber bei der Aristokratie unbeliebte Außenmi-
nister Pombal erhielt weitreichende Machtbefugnisse.
Prunkpalast Palácio de Mafra
Search WWH ::




Custom Search