Travel Reference
In-Depth Information
men. Ein anderer - unehelicher - Enkel Manuels I., António Prior de Crato,
forderte ebenfalls den Thron ein. Er begann eine Revolte, wurde aber von
den eigenen Adelshäusern nicht unterstützt und musste nachgeben. Die
folgenden sechzig Jahre, von 1580 bis 1640, gehörte Portugal unter der
philippinischen Dynastie mit Filipe I., Filipe II. und Filipe III. zum Império da
União Ibérica (dem Kaiserreich der Iberischen Union).
Dom Sebastião - die verloren gegangene Zukunft
Eines der in portugiesischen Augen tragischsten Kapitel der nationalen
Geschichte ist mit dem blutjungen König Dom Sebastião verbunden. Se-
bastião kam 1554 als Enkel des Königs João III. auf die Welt. Sein Vater
war kurze Zeit davor verstorben und das Volk hoffte innigst auf einen
männlichen Thronfolger. So wurde das Kind schon vor seiner Geburt
zum „Desejado“, dem Ersehnten. Als Sebastião drei Jahre alt war, starb
auch der Großvater und der Junge wurde zum König gekrönt. Die Re-
gierungsgeschäfte übernahm zunächst ein Großonkel, doch bereits mit
14 Jahren ergriff Sebastião selbst die Macht. Von Jesuiten erzogen,
galt er als fanatisch religiös. Sein größter Wunsch war die Ausbreitung
des Christentums in Nordafrika.
Militärisch absolut unerfahren machte er sich 1578 von Lagos aus mit
20.000SoldatenaufdenWegnachMarokko.Am3.Augusttrafdaspor-
tugiesischeHeerbeiAlcaçerQuibiraufeinemaurischeÜbermacht.8000
Männer starben, darunter auch der 24-jährige König und mit ihm fast
dergesamteJungadelPortugals.DieLösegelderfürdieüberlebendenGe-
fangenen ruinierten das Land. Die Nachricht vom Tod Sebastiãos traf
Portugal wie ein Schlag. Niemand wollte wahrhaben, dass der Hoff-
nungsträger umgekommen sei. Da der Leichnam nie gefunden wurde,
entstandeinwahrerMythosumden„Verschollenen“.Manhieltverzwei-
felt an dem Glauben fest, dass der Retter irgendwann zurückkäme. Die
DynastieAvishattekeineweiterenErben,somachtederspanischeKönig
Philipp II. Ansprüche auf den Thron geltend.
Ein Trauma, das bis heute nicht überwunden zu sein scheint. (Siehe
auch den Exkurs „Portugiesen und Spanier - ungleiche Geschwister“.)
Die Mystifizierung des glücklosen Königs, auf dessen symbolische
Rückkehrmanheutenochwartet,wird Sebastianismus genannt.Damit
istaucheineArtpassiverWartehaltungderPortugiesengemeint:Immer
wenn es der Nation schlecht ging, hoffte man erneut - vergeblich - auf
eine wundersame Rettung durch die Rückkehr Dom Sebastiãos.
Search WWH ::




Custom Search