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Die Division verlief in einer imaginären Linie von 100 spanischen Leguas
(ca. 480 Kilometer) vom Nord- bis zum Südpol durch den Atlantischen
Ozean, westlich der kapverdischen Inseln. Spanien erhielt alle Gebiete
westlich dieser Trennlinie (Amerika). So sollten die neuen Entdeckungen
des Kolumbus für Spanien gesichert werden, die man zum damaligen Zeit-
punkt noch für Indien hielt. Dagegen legte Portugal Einspruch ein und die
Trennlinie wurde nach langen Debatten und dem Insistieren von König
João II. um weitere 270 Leguas (ca. 1770 Kilometer, was dem heutigen
46. Längengrad entspricht) nach Westen verschoben. Damit landete Por-
tugal einen strategischen Schachzug und garantierte sich nicht nur den
kompletten Osten mit der Afrika-Route und dem Gewürzhandel Asiens,
sondern - wie später erst bekannt - auch Brasilien. Einige Historiker gehen
davon aus, dass die portugiesischen Kartografen schon Teile des brasilia-
nischen Küstenverlaufs kannten, weil sie so beharrlich auf dieser veränder-
ten Teilung bestanden. Wissenschaftliche Belege gibt es aber dafür nicht.
Der Papst stimmte der Änderung zu und die Spanier akzeptierten kurioser-
weise die neue Grenze. Die konkurrierenden Seemächte England, Frank-
reich und Holland lehnten den Vertrag kategorisch ab.
Sechs Jahre später landete, wie oben schon angeführt, Pedro Álvaro Ca-
bral im heutigen brasilianischen Bundesstaat Bahia nahe Porto Seguro,
welches ungefähr in der Mitte der brasilianischen Küstenlinie liegt. Terras
de Vera Cruz (später Brasil ) nannte er das Land. So wurde Brasilien zur
größten lusofonen Kolonie und ist bis heute das einzige portugiesisch
sprechende Land Lateinamerikas.
Bis 1545 bauten die Portugiesen ihre Herrschaft bis hin zu den Moluk-
ken, Java, Japan und dem chinesischen Macau aus. Mit Gold und Sklaven
machte das Königreich in den folgenden Jahrzehnten ein Vermögen.
Während die maritime Expansion außenpolitisch die Horizonte erweiterte,
versank das Mutterland in katholischem Fanatismus. König João III. (auch
„der Fromme“ genannt) führte 1536 die Inquisition in Portugal ein, die im
Laufe der Jahrhunderte viele Opfer fordern sollte.
Die Glorie der Entdeckungen endete abrupt mit einer unüberlegten Ex-
pedition des unerfahrenen jungen Königs Dom Sebastião. Der Regent
starb 1578 in Nordafrika und sein Tod läutete gleichzeitig das Ende der Ära
der Expansionen und Entdeckungen ein. Aufgrund fehlender Nachkommen
war er der letzte Vertreter der Avis-Dynastie. Sein Großonkel fungierte zwei
Jahre lang als Übergangsregent, bis die Nachfolge geregelt war. Philipp II.
von Spanien machte als Enkel des portugiesischen Königs Manuel I. seine
Ansprüche geltend und wurde vom Ständerat Cortés de Tomar zum König
Philipp I. von Portugal gewählt. Der portugiesische Adel erhoffte sich, die
Silberminen der spanischen Kolonien würden auch Portugal zugute kom-
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